Gefahr für Korallenriffe
Mysteriöse Seuche tötet weltweit Seeigel

Im Indischen Ozean und im Roten Meer rafft es derzeit viele Seeigelarten dahin. Ihre toten Skelette werden an die Strände geschwemmt und zeigen das Ausmass der Katastrophe. Die Ursache sind weder Bakterien noch ein Virus.
Publiziert: 01.07.2024 um 16:32 Uhr
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Tote Seeigel säumen den Strand in Libanon.
Foto: AFP
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Fabienne MaagPraktikantin News

Ein Strand voller schwarzer Bälle: Das Bild, welches sich derzeit an verschiedenen Stränden rund um den Indischen Ozean und das Rote Meer präsentiert, zeugt vom Elend, das sich gerade unter Wasser abspielt. Seeigel sterben in den beiden Gewässern immer mehr aus, ihre Skelette werden an Land gespült.

Mehrere Meeresbiologen befürchten derzeit eine Pandemie, die die Population von Seeigeln stark mindern könnte, wie das Wissenschaftsjournal «Science» schreibt. Dabei können sich die befallenen Tiere nicht mehr bewegen, bis ihnen letztlich alle Stacheln ausfallen. Dies wäre vor allem für die Korallenriffe von Nachteil, wie Omri Bronstein, Meeresbiologe an der Universität in Tel Aviv, berichtet.

Wimperntierchen sind schuld

Seeigel sind die «Rasenmäher der Korallenriffe», so der Meeresbiologe. Sie verhindern, dass die Riffe von Algen übersät werden und genügend Fotosynthese betreiben können. Bereits vor zwei Jahren trat ein ähnliches Phänomen auf. Wie der Meeresbiologe herausfand, starben damals die Seeigel der Gattung Diadema antillarum in der Karibik.

Mittlerweile sind laut den Experten alle Arten von Seeigeln betroffen. Erstaunlicherweise handelt es sich jedoch nicht um ein Virus oder Bakterium. Stattdessen fand das Forscherteam um Meeresbiologe Ian Hewson von der amerikanischen Cornell University heraus, dass sich ein Wimperntierchen auf der Oberfläche der befallenen Seeigel befand. 

Bei Wimperntierchen handelt es sich um Einzeller, die sich mithilfe von winzigen Härchen auf der Oberfläche der Tiere bewegen. Das Tierchen beschreiben Forscher im Wissenschaftsjournal «Science Advances». Dafür sammelten sie gesunde und kranke Seeigel und fanden auf den infizierten Seeigeln die Einzeller. Wenn die Forscher die gesunden Seeigel mit dem Einzeller in Berührung brachten, starben diese ebenfalls.

Einsammeln und in Reservoirs schützen

Bereits 1983 und 1984 gab es eine Seeigel-Pandemie in der Karibik, die nie hatte aufgeklärt werden können. Nun vermuten die Forscher, dass damals schon der Einzeller für das Aussterben verantwortlich gewesen war.

Zum Schutz der Seeigel fordern viele Wissenschaftler, gesunde Tiere einzufangen und in Reservoirs zu bringen. In diesen soll sich Wasser befinden, das nicht mit dem Meereswasser mit den Wimperntierchen in Berührung gekommen ist. Damit könnte «eine zukünftige Wiederherstellung durch Wiedereinführung der ursprünglichen Seeigel» erleichtert werden, sobald die Bedingungen besser sind, so die Wissenschaftler.

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