Gefährlicher Trend?
US-Frauen kiffen, um bessere Mütter zu sein

Wenn sie Marihuana rauchen, dann tun sie das auch für ihre Kinder: Eine Gruppe von Müttern in den USA ist davon überzeugt, dass Kiffen ihnen dabei hilft, bessere Elternteile zu sein. Kritik ist der Bewegung dabei egal.
Publiziert: 28.03.2025 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2025 um 19:06 Uhr
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In den USA gibt es eine Gruppe von Müttern, die offen darüber reden, dass sie kiffen. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Marihuana-Mütter in den USA glauben, Cannabis macht sie zu besseren Elternteilen
  • Gruppe «STL Cannamoms» trifft sich regelmässig zum Kiffen und Erfahrungsaustausch
  • Über 4000 Mitglieder auf Facebook, darunter Anwältinnen, Lehrerinnen und Krankenschwestern
  • Risiken werden ignoriert
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Johannes HilligRedaktor News

«Ich fühle mich einfach präsenter … einfühlsamer und verspielter», sagt Shonitria Anthony zu CNN. Das zweifache Mami aus dem US-Bundesstaat Georgia ist davon überzeugt, dass der Konsum von Marihuana sie zu einer besseren Mutter macht. Und damit ist sie nicht allein.

In den USA gibt es inzwischen eine richtige Bewegung, in der sich Mütter regelmässig treffen, um zu kiffen und sich über die Vorteile von Cannabis auszutauschen. Es geht dabei nicht um den medizinischen Gebrauch. Keine der Frauen ist krank oder hat Cannabis verschrieben bekommen.

Über 4000 Mitglieder auf Facebook

Die Marihuana-Mütter wollen sich entspannen, dem alltäglichen Stress etwas entgegensetzen. Der Name der Gruppe: «STL Cannamoms». Sie haben eine eigene Internetseite. Auf Facebook sind bereits über 4000 Mitglieder. Und Kimberlee Kesterson, Mitbegründerin der Gruppe, ist stolz. «Wir haben Mütter, die Anwältinnen oder Immobilienmaklerinnen sind oder Putzfrauen, Barkeeperinnen oder Lehrerinnen oder Krankenschwestern», sagt sie zu CNN. 

Die Marihuana-Mütter sind sich sicher, dass die Vorteile des Kiffens die Risiken überwiegen. Doch der Meinung sind nicht alle in den USA. Die Gruppe und die Mütter bekommen starken Gegenwind. Sie werden beschimpft. Sie seien schlechte Mütter. Trotzdem machen sie weiter.

«Es ist einfach lächerlich»

Dass sie kiffen, verstecken viele Mütter auch nicht vor ihren Kindern. Sie würden sich nicht total bekiffen, sondern nur ein bisschen etwas rauchen. Schliesslich würden viele Eltern auch mal ein Glas Wein oder Bier vor ihren Kindern trinken. Wo sei da der Unterschied?

Ein Marihuana-Mami zu CNN: «Wie schützt man seine Kinder, wenn man selbst ein Bier oder ein Glas Wein trinkt? Es ist einfach lächerlich, wenn Leute denken, Eltern, die Gras rauchen, würden zu Hause sitzen und sich total bekiffen.»

Experten: «Reaktionszeit und das Urteilsvermögen sind getrübt»

So locker sieht man das auch hierzulande keineswegs. «Wir sind an dem Cannabis-Pilotprojekt hier in Lausanne beteiligt und wir raten den Eltern, nicht vor ihren Kindern zu konsumieren, um den Konsum nicht zu normalisieren, weil er ungesund ist», sagt Frank Zobel, Vizepräsident von Stiftung Sucht Schweiz, zu Blick. Im Stadtzentrum von Lausanne VD können Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer kontrolliert hergestellte Cannabisprodukte kaufen. 

Dass Kiffen dabei helfe, bessere Eltern zu sein, ist Zobel neu. Der Vizepräsident weiter: «Wir kennen keine wissenschaftliche oder andere Arbeit, die zeigt, dass man mit irgendeiner psychoaktiven Substanz eine bessere Mutter oder ein besserer Vater wäre.» Die Konsumenten würden nur die positiven Aspekte fokussieren und die Nebenwirkungen, wie Müdigkeit, Schwindel, fehlende Aufmerksamkeit ignorieren.

Die pauschale Aussage, dass Kiffen bessere Mütter mache, findet Thilo Beck vom Zentrum für Suchtmedizin (Arud) in Zürich ebenfalls bedenklich. «Es stimmt, dass Cannabis entspannend wirkt, was vielleicht mehr Geduld mit sich bringt. Gleichzeitig schränkt die Droge auch die kognitiven Fähigkeiten ein. Die Reaktionszeit und das Urteilsvermögen sind getrübt», sagt der Co-Chefarzt Psychiatrie des Arud zu Blick. Jeder müsse individuell entscheiden, ob er oder sie die Droge Cannabis konsumiere. Beck zu Blick: «Grundsätzlich würde ich aber nicht empfehlen, es während des Umgangs mit den Kindern zu konsumieren.»

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