Ist das Russlands neue Geheimwaffe?
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Robo-Hund mit Maschinenpistole:Ist das Russlands neue Geheimwaffe?

«Gefährlicher als Atombomben!»
Kommen in der Ukraine bald KI-gesteuerte Waffen zum Einsatz?

Von künstlicher Intelligenz gesteuerte Waffen sind eine schreckliche Vorstellung und könnten Kriege in der Zukunft massgeblich beeinflussen. Laut einem Experten ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es so weit ist.
Publiziert: 29.07.2022 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2022 um 17:46 Uhr
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In den USA wird am Roboterpanzer Atlas und dem Roboterkriegsschiff Sea Hunter (im Bild) getüftelt.
Foto: John F. Williams / US Navy

Sie sind die Hauptdarsteller in jedem dystopischen Horrorszenario: von künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerte Killerroboter. Und laut Informatiker und KI-Vordenker Toby Walsh (58) ist es «nur eine Frage der Zeit», bis solche Waffen auch in den Kriegen der realen Welt eine unabdingbare Rolle spielen werden, wie er «Spiegel» erklärt.

«Längst ist ein weltweiter KI-Rüstungswettlauf im Gange, von dem die Öffentlichkeit kaum etwas mitbekommen hat», warnt Walsh. In den USA wird am Roboterpanzer Atlas und dem Roboterkriegsschiff Sea Hunte» getüftelt, in Australien testet man teilautonome Kampfjets und China entwickelt KI-gesteuerte Luftkörper.

Auch Russland tüftelt an einem unbemannten U-Boot namens Poseidon, das auch mit Atomwaffen ausgestattet werden kann. «Das ist ein Albtraum», so Walsh. «Können Sie sich etwas Schrecklicheres vorstellen, als ein U-Boot, in dem statt eines Kommandanten ein Computerprogramm entscheidet, ob es einen Atomkrieg beginnt?»

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POM-3 zerfetzt ihre Opfer in der Luft

Bereits entwickelt wurde in Russland aber schon die POM-3. Diese basiert, so Walsh, auf dem Design der Schrapnellmine der deutschen Wehrmacht. Scherzhaft wird sie Bouncing Betty genannt. Klingt erstmal harmlos. Aber die Springmine hat es in sich. Sie reagiert auf Erschütterung durch Schritte. Zuerst springt sie in die Luft und detoniert dann in einer Höhe von einem Meter, um möglichst viele Soldaten zu zerfetzen.

Landminen sind «bestialisch», meint Walsh. «Sie zerfetzen Menschen wahllos, oft treffen sie Kinder. Daher werden sie international geächtet.» Bereits 164 Staaten haben sich dazu verpflichtet, sie nicht einzusetzen, unter anderem die Ukraine. Russland nicht.

Und Russland hat vor, die zerstörerischen Fähigkeiten der Horrorwaffe POM-3 mit der tödlichen Präzision der KI zu verbinden – eine schreckliche Vorstellung, so Walsh. «Die KI-Software kann genau unterscheiden, ob sich eigene russische Einheiten nähern, dann explodiert sie nicht; oder ob es sich um feindliche Soldaten handelt, dann geht sie hoch», erklärt der Experte.

KI-Waffen sind gefährlicher als Atomwaffen

Walsh prognostiziert eine dunkle Zukunft: «Autonome Waffen sind vielleicht sogar gefährlicher als Atombomben.» Denn während man für den Bau einer Atombombe viel Know-how, «hervorragende Physiker und Ingenieure» und viel Geld braucht, sehe es bei KI-Waffen ganz anders aus.

«Oft reichen herkömmliche Waffensysteme; mit den entsprechenden Computerchips, der Software und dem Zubehör aus einem 3-D-Drucker werden sie dann zu autonomen Waffen umfrisiert.» Derlei «Do-it-yourself-Waffen» könnten im schlimmsten Fall Kriege auslösen.

Zudem sei der Einsatz solcher Waffen sehr problematisch. Russland habe beispielsweise angeblich beim Überfall auf die Ukraine eine Hyperschallwaffe eingesetzt. «In so einem Fall bleibt kaum noch Zeit für die Verteidiger, zu reagieren oder einen Fehlalarm auszuschliessen.»

Dadurch beschleunige sich die Kriegsführung massiv, erklärt Walsh. «Es könnte zu einem ‹Flash War› kommen, zu einem Blitzkrieg der Computersysteme, die sich in kürzester Zeit gegenseitig hochschaukeln.»

Ausweg aus KI-Dystopie kaum möglich

Sind solche KI-Killerwaffen bereits im Einsatz? «Da gibt es viele Spekulationen», meint Walsh. Doch es scheine so, als habe die Türkei bereits autonome Drohnen an der syrischen Grenze «auf Menschenjagd» geschickt. Zu ähnlichen Einsätzen in der Ukraine macht Walsh allerdings keine Angaben.

Wenn KI-Waffen erstmal im Einsatz seien, gäbe es kaum Möglichkeiten, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, so Walsh. Eine Möglichkeit sei es, die Waffen zu ächten, ähnlich wie es im Atomwaffensperrvertrag getan wird. «Eine Ächtung mag nicht immer perfekt funktionieren, aber sie kann Schlimmeres verhindern.»

Und die Killerroboter einfach abschalten? Ganz so einfach ist es leider nicht. Gerade in der Zukunft würden noch viel mehr Roboter und eben auch die KI zum Einsatz kommen. «Wir werden sie nicht mehr los. Wir können nur versuchen, dass die in die KI einprogrammierten Wertvorstellungen im Einklang mit den Werten unserer Gesellschaft sind.» Ob das gelingt, bleibt offen. (chs)

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