Als die US-amerikanische Kunstsammlerin Laura Young 2018 in einem Secondhand-Laden in Austin im US-Bundesstaat Texas eine unscheinbare Marmorbüste für 34,99 US-Dollar, umgerechnet 34,42 Schweizer Franken, kaufte, wusste sie nicht, dass sie zufällig über eine jahrhundertealte Skulptur gestolpert war, die einst zur Sammlung von König Ludwig I. von Bayern (1786–1868) gehörte.
Nachdem die Büste von einem Mitarbeiter des Auktionshauses Sotheby's identifiziert wurde, ging ihre Geschichte im Netz viral. Wie «The Art Newspaper» schreibt, soll die Büste den römischen Feldherrn Drusus Germanicus (38 v. Chr.–9 v. Chr.) darstellen.
Nachforschungen ergaben, dass das Werk auf das erste Jahrhundert nach Christus datiert wird und sich zuletzt in einer Museumssammlung in einer bayerischen Stadt in Deutschland befand.
US-Soldat hat Büste wohl aus Deutschland gestohlen
Wie kam das antike Artefakt nach Texas? Das können sich auch die Experten von Sotheby's und dem Kunstmuseum von San Antonio nur stückchenweise erklären. Die Büste, die einst im Hof des Pompejanums, der massstabsgetreuen Nachbildung einer von Ludwig I. in Aschaffenburg erbauten Villa aus Pompeji, aufgestellt war, verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg.
Sehr wahrscheinlich brachte ein US-Soldat die Büste mit nach Texas. Wie genau aber die Skulptur ihren Weg über den Atlantik fand, ist unklar.
Klar ist nur: Die Kunstsammlerin entdeckte die Büste in dem Secondhand-Laden auf einem ihrer Streifzüge. «Die Büste lag auf dem Boden, unter einem Tisch. Sie sah ziemlich schmutzig und alt aus», sagt Laura Young zu «The Art Newspaper». Und da sie dachte, dass sie jemand für eine Gartenstatue kaufen könnte, nahm sie die Büste mit.
Büste geht zurück nach Bayern
Dass die Büste eine solche Vergangenheit haben könnte, hatte die Kunstsammlerin nicht mal im Ansatz geglaubt. Aber sie ist froh über den Zufallsfund.
Im Rahmen einer Vereinbarung mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen wird die römische Büste von nun an bis zum 21. Mai 2023 im San Antonio Museum of Art zu sehen sein. Danach wird sie endgültig nach Deutschland zurückkehren.
Auch Emily Ballew Neff, Direktorin am Museum in San Antonio im Bundesstaat Texas ist begeistert über die Geschichte. Der Fund verknüpfe viele Elemente miteinander. «Den Zweiten Weltkrieg, die internationale Diplomatie, die Kunst des antiken Mittelmeers und das historische bayerische Königshaus», schreibt sie in einer Pressemitteilung. (chs)