Die Schweiz hat eine wichtige Bekämpferin von internationaler Korruption auf tragische Art und Weise verloren: Gretta Fenner (†49), die geschäftsführende Direktorin des Basel Institute on Governance, starb am Sonntag bei einem Autounfall in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Das berichtet der «Tages-Anzeiger».
Demnach war sie in dem afrikanischen Land, um eines ihrer Kinder zu besuchen. Peter Maurer, Präsident des Basel Institute on Governance äussert sich zum Verlust der Geschäftsführerin. Zuvor hatten die Familienangehörigen in den sozialen Medien den Todesfall bestätigt.
Russische Oligarchen waren Fenner ein Dorn im Auge
«Die Umstände deuten auf einen tragischen Verkehrsunfall hin, wie er in der Metropole leider regelmässig vorkommt», erklärt Maurer. Hinweise auf andere Ursachen gibt es nicht. Eine Untersuchung wurde eingeleitet. «Für uns ist der Verlust von Gretta Fenner eine Tragödie», sagt Maurer zum «Tages-Anzeiger».
«Gretta war eine ausserordentliche Kraft für den Wandel im Kampf gegen Korruption – sowohl persönlich als auch durch das Institut, das sie mit viel Liebe und Leidenschaft aufgebaut und über so viele Jahre geleitet hat. Wir und unsere Partner und Kollegen auf der ganzen Welt werden sie sehr vermissen», schreibt das Kompetenzzentrum in einer Mitteilung.
Mark Pieth, Gründer des Instituts, ist ebenfalls geschockt. «Sie war eine der wenigen Personen, die Professionalität mit menschlicher Wärme verbinden können», so Pieth. «Der Tod von Gretta Fenner ist für die ganze Schweiz ein grosser Verlust.» Die internationale Gemeinschaft habe «eine ihrer engagiertesten, talentiertesten und rücksichtsvollsten Führungspersönlichkeiten verloren», trauert der Koordinator für internationale Korruptionsbekämpfung des US-Aussenministeriums, Richard Nephew, auf X.
Fenner hatte sich in der Vergangenheit immer wieder öffentlich zu politischen und rechtlichen Fragen rund um Korruption und Sanktionsbruch geäussert. Sie verurteilte insbesondere Sanktionsschlupflöcher für russische Oligarchen und kritisierte die Passivität des Bundes bei der Verfolgung von Sanktionsverstössen. «Die Haltung der Schweiz scheint mir fragwürdig unter den aktuellen Gegebenheiten», sagte sie in einem «Tages-Anzeiger»-Interview. «Wenn man es ernst meint mit diesen Sanktionen, dann muss man proaktiver suchen; man könnte sich beispielsweise auch der europäischen Taskforce anschliessen.»
Basel Institute on Governance hilft der Ukraine
Die verschachtelten Briefkastenfirmen vieler Russen waren der Korruptionsbekämpferin ein Dorn im Auge. Sie wusste: «Wenn die Vermögensstrukturen über die ganze Welt gehen, dann bremst das Ermittlungen, weil die Behörden international Informationen nicht so schnell austauschen können». Diese Taktiken würden den Sanktionierten genug Zeit geben, um ihre Reichtümer in Sicherheit zu bringen.
Das Basel Institute unterstützt die Ukraine seit 2014 bei der Rückführung von illegal verschobenen Geldern des Staates. Bevor Fenner die Führungsposition in Basel übernahm, leitete die Politikwissenschaftlerin die Antikorruptionsprogramme der OECD im asiatisch-pazifischen Raum.