Papst Franziskus im Spital
Aktivist will in Krankenzimmer eindringen – Sicherheitskräfte schreiten ein

Der Vatikan lädt zu täglichen Rosenkranzgebeten für den kranken Papst Franziskus auf dem Petersplatz ein. Ab Montagabend wird jeden Tag für die Gesundheit des Kirchenoberhauptes gebetet. Unterdessen kam es im Spital zu einem Zwischenfall.
Publiziert: 14:49 Uhr
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Aktualisiert: vor 9 Minuten
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Der Vatikan lädt Gläubige zum Rosenkranzgebet für den schwer kranken Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom ein.
Foto: IMAGO/Catholicpressphoto

Auf einen Blick

  • Vatikan lädt zum Rosenkranzgebet für kranken Papst Franziskus (88) ein
  • Gläubige versammeln sich auf dem Petersplatz als Zeichen der Verbundenheit
  • Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70) leitet erstes Gebet um 21 Uhr
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Der Vatikan lädt Gläubige zum Rosenkranzgebet für den schwer kranken Papst Franziskus (88) auf dem Petersplatz in Rom ein. Vom heutigen Montag an soll in den kommenden Tagen jeden Abend «als Ausdruck der Verbundenheit der Kirche mit dem Papst und allen Kranken» für die Gesundheit des Oberhauptes der katholischen Kirche gebetet werden, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Am Montagabend um 21 Uhr wird demnach Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70) das erste Rosenkranzgebet auf dem Platz leiten.

Der Pontifex wird inzwischen seit anderthalb Wochen im Gemelli-Spital in Rom behandelt. Die Öffentlichkeit bekam Papst Franziskus seither nicht mehr zu Gesicht. «Die Anteilnahme an den gesundheitlichen Schwierigkeiten des Papstes ist auch unter den Patienten des Gemelli gross», schreibt unterdessen das Sprachrohr des Heiligen Stuhls, «Vatican News». Der Vatikan veröffentlichte einige Bilder, die von italienischen Schulkindern gemalt wurden, um dem Papst gute Besserung zu wünschen.

Sorge bereitet vor allem, dass nach Angaben der Ärzte neben der bestehenden Lungenentzündung nun auch die Nieren nicht mehr voll arbeiten. In einer Diagnose vom Sonntagabend war von einem «beginnenden Nierenversagen» die Rede, das bislang aber unter Kontrolle sei. Die folgende Nacht verlief nach Angaben von Papstsprecher Matteo Bruni «gut». Weiter hiess es, der Pontifex sei «guter Dinge» und habe derzeit keine grösseren Schmerzen.

Für Aufregung sorgte am Montag ein linker Aktivist aus Argentinien, der versuchte ins Krankenzimmer des Heiligen Vaters zu gelangen. Der Gewerkschafter Juan Grabois (41) wurde von Sicherheitskräften gestoppt, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Grabois ist unter anderem als Berater für eine Vatikanbehörde tätig und dem Papst mehrfach begegnet. Zuletzt traf er ihn im September vergangenen Jahres bei einer Veranstaltung für Mitglieder sozialer Bewegungen. In seiner argentinischen Heimat ist er vor allem als Anführer einer Gewerkschaft für Tagelöhner und linker Politiker bekannt. Die genaueren Hintergründe des Zwischenfalls waren zunächst unklar.

Intensivmediziner: «Hochkritische Situation»

Franziskus wird in dem Universitätsspital im zehnten Stock in einem streng abgeschirmten Trakt behandelt. Der Argentinier – inzwischen zweitältester Papst der Geschichte – hat schon seit der Vorweihnachtszeit Probleme mit den Atemwegen. In der Klinik stellten die Ärzte eine Lungenentzündung fest. In einem so hohen Alter gilt bereits diese Diagnose als sehr gefährlich.

Der deutsche Intensivmediziner Uwe Janssens (65) spricht jetzt von einer «hochkritischen Situation». «Für einen alten, gebrechlichen Patienten haben solche Erkrankungen ein hohes Risiko», sagte der frühere Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin der dpa. Für eine Genesung nannte er mehrere Bedingungen.

Das ist die grösste Gefahr für Franziskus

«Wenn es gelingt, ihm eine geeignete Antibiose (medikamentöse Behandlung mit Antibiotika) zu geben, wenn es gelingt, ihn zu mobilisieren, wenn es gelingt, für ausreichende Atemunterstützung zu sorgen, wenn es gelingt, dass er eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bekommt, dann hat er vielleicht eine Chance», sagte er. An der Behandlung des Papstes in Rom ist Janssens nicht beteiligt.

Papst Franziskus ist in kritischem Zustand
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Der Vatikan teilt mit:Papst Franziskus ist in kritischem Zustand

Weitere Komplikationen schlossen Franziskus' Ärzte, Sergio Alfieri und Luigi Carbone, am Freitag nicht aus. Aus ihrer Sicht wäre eine Sepsis, also eine schwere Blutvergiftung, die grösste Gefahr. Das würde bedeuten, dass Erreger in den Blutkreislauf übergehen und sich somit auf weitere Organe ausdehnen.

Papst sagt alle Termine ab

Am Wochenende hatte sich Franziskus' Gesundheitszustand nach anfänglich positiven Signalen verschlechtert. Er musste nach Angaben des Vatikans mit Sauerstoff und mit Blutkonserven versorgt werden. Am Samstag hatte er demnach eine «anhaltende asthmatische Atemkrise». Inzwischen haben sich einige Blutwerte etwas stabilisiert.

Fast alle Beobachter gehen davon aus, dass sich der Klinikaufenthalt hinziehen wird. Alle Termine wurden abgesagt. Die Anteilnahme unter den weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken ist gross. An vielen Orten beten Menschen für Franziskus' und dessen Genesung.

Kardinal teilt gegen Geistliche aus

Derweil kommen die Spekulationen über einen Rücktritt Franziskus' aus gesundheitlichen Gründen oder eines baldigen Konklaves, also einer Papst-Wahl, nicht mehr zur Ruhe. Für Vatikan-Kenner ist das in einer solchen Situation nicht überraschend: Franziskus selbst schrieb in seinen jüngst erschienen Memoiren («Hoffe»): «Immer wenn es einem Papst schlecht geht, weht ein Hauch von Konklave durch die Welt.»

Einer seiner Vertrauten, der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich (66), sagte der italienischen Zeitung «La Stampa» jedoch: «Es ist schrecklich, dass Priester, Bischöfe, Kardinäle und Ordensleute über das Konklave nachdenken und daran arbeiten, während der Papst noch lebt.» Der 66-Jährige bezeichnete dies als «zutiefst respektlos». Die Namen Parolin und Hollerich wurden auch schon vor der Erkrankung als «papabile» genannt, also als mögliche Nachfolger.

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