Formular für Austausch-Studenten verärgert den Inselstaat
Taiwan ist sauer auf die ETH

Das Aussenministerium von Taiwan hat bei der ETH interveniert. Grund ist eine Formulierung über das Verhältnis von China und Taiwan. Es rät der Zürcher Hochschule, «aufmerksamer» zu sein.
Publiziert: 12.01.2022 um 21:33 Uhr
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Fordert mehr Fingerspitzengefühl: Joanne Ou, Sprecherin des taiwanischen Aussenministeriums.
Foto: keystone-sda.ch

Eine kleine Klammerbemerkung der ETH Zürich bringt die taiwanische Seele zum Kochen. Auf einem Formular für Austauschprogramme schreibt die weltweit bekannte Hochschule von ihrem «Leading House Asia», das «China (inkl. Hongkong und Taiwan) abdeckt».

Das taiwanische Aussenministerium (Mofa) hat nun verärgert reagiert, wie das Portal Taiwan News berichtet. Die ETH suggeriere mit dieser Formulierung, dass Taiwan zu China gehöre, heisst es. Über ihre Vertretung in der Schweiz hat die Behörde von der ETH verlangt, Taiwan im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit mit China von der Liste zu streichen.

Auch fordert die Sprecherin des Aussenministeriums, Joanne Ou, die ETH auf, «aufmerksamer» zu sein, um nicht von China in die Falle gelockt zu werden und das internationale Ansehen Taiwans zu schädigen.

ETH richtet sich nach dem Bund

Die ETH Zürich bezeichnete sich als «Leading House» für die bilaterale Wissenschafts- und Technologiekooperation zwischen der Schweiz und mehreren asiatischen Ländern.

Gegenüber Blick rechtfertigt sich die ETH: «Die Anerkennung von Staaten obliegt der Politik und ist nicht die Aufgabe einer Hochschule. Als öffentlich finanzierte Institution orientiert sich die ETH an der Ein-China-Politik der Schweiz. Nichtsdestotrotz ist die Zusammenarbeit mit Bildungs- und Forschungsinstitutionen in Taiwan möglich und erwünscht.» Allerdings prüfe die ETH, ob die angesprochene Formulierung angepasst werde.

Streit spitzt sich zu

Seit Jahren liegen Taiwan, auch Chinesisches Taipei oder Republik China auf Taiwan genannt, und Peking im Streit. Die mit 23,5 Millionen Menschen bevölkerte Insel betrachtet sich als selbständigen Staat, während China sie als Teil ihrer Volksrepublik sehe.

Taiwan wird von 13 Staaten – meist Mini-Staaten – anerkannt. Die Schweiz verfolgt die sogenannte «Ein-China-Politik» und anerkennt Taiwan nur als Teilstaat Chinas.

Zurzeit ist die Lage angespannt. China warnte Taiwan erneut vor drastischen Konsequenzen, sollte das Land weitere Schritte in Richtung formeller Unabhängigkeit unternehmen. (gf)

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