Es sind grausame Situationen, die ein ukrainischer Farmmanager gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender CNN schildert. Am 25. August, ein Tag nach dem Unabhängigkeitstag der Ukraine, war er in der südukrainischen Hafenstadt Cherson festgenommen und verschleppt worden. Wie der ehemalige Gefangene erzählt, sei er tagelang von russischen Soldaten mit Stromschlägen im Genitalbereich gefoltert worden.
Ihm sei auch vermehrt mit Vergewaltigung durch eine Glasflasche und mit einer angeblichen Sterilisation gedroht worden. «Sie schienen einen Fetisch für Genitalien zu haben. Manchmal ging die Tür auf und sie sagten: ‹Wir holen unsere Schlagstöcke raus und vergewaltigen hier jeden›», so der Farmmanager zu CNN.
Auch die «SRF Rundschau» strahlte letztes Jahr eine Sendung zu ukrainischen Vergewaltigungsopfern aus, die Ähnliches erzählten.
«Wir sehen das immer wieder in verschiedenen besetzten Regionen»
Schon länger steht Russland scharf in der Kritik, sexuelle Gewalt als Teil einer militärischen Strategie einzusetzen. Dies sei angeblich eine bewusste Taktik Moskaus, die Bevölkerung zu unterwerfen, wie auch CNN schreibt. In jüngsten Bericht des Uno-Sicherheitsrates sollen im Jahr 2023 in der Ukraine 85 konfliktbezogene Fälle von sexueller Gewalt in der Ukraine verzeichnet worden sein. 52 davon waren Männer.
Anna Sosonska, eine ukrainische Staatsanwältin und stellvertretende Leiterin der Abteilung für konfliktbezogene sexuelle Gewalt in der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft, meint gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender: «Wir sehen das immer wieder in verschiedenen besetzten Regionen. Sie wenden die gleiche Methode an, um sexuelle Gewalt auszuüben, die gleiche Methode der Demütigung, die gleiche Methode, es ihren Opfern zu erklären.»
Viele wissen nicht, dass sie Opfer von sexueller Gewalt sind
Gefangene berichteten laut CNN unter anderem von verschiedenen Arten der sexuellen Gewalt. Darunter sollen auch Nacktheit, Genitalverstümmelung und Vergewaltigung aufgelistet sein. Gemäss den Genfer Konventionen kann Vergewaltigung im Rahmen bewaffneter Konflikte als Kriegsverbrechen gelten.
Das wahre Ausmass der sexuellen Gewalt werde wohl nie ans Licht kommen, befürchtet Sosonska. Dies auch, da männliche Opfer teilweise gar nicht wissen, dass ihnen sexuelle Gewalt widerfahren ist. Sie würden diese stattdessen einfach als «Folter» bezeichnen. Sosonskas Büro versucht deshalb, auch die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, dass auch Männer Opfer von sexueller Gewalt sein können.
Die Ukraine stelle sich auf einen langwierigen Prozess ein, das Ganze aufzuarbeiten, wie CNN weiter schreibt. Darunter auch, wie man konfliktbezogene sexuelle Gewalt erkennt, Ermittlungen durchführt und mit betroffenen Opfern kommuniziert. Auch die UNO hat bereits mehrere Ausbildungsprogramme lanciert.