Es ist ein Millionengeschäft. Rund 130 Millionen Menschen besuchen täglich die Porno-Webseite Pornhub. Doch jahrelang kümmerte sich der Erotik-Gigant keinen Deut darum, woher die Sexvideos stammen und wie sie entstanden sind.
Mit dem Effekt, dass Millionen illegaler Sexclips jahrelang frei im Internet zugänglich waren. Erst im letzten Dezember erfolgte eine Löschaktion für Videos mit unbekannter Urheberschaft. Darunter auch Material mit Minderjährigen, Vergewaltigungen und Opfern von Menschenhandel.
Porno-Portal nahm Opfer nicht ernst
Die Kalifornierin Sereina Fleites (19) musste die Pornhub-Hölle am eigenen Leib durchmachen. Als sie 14-jährig ist, bedrängt sie ihr damaliger Freund während Tagen, sich vor der Kamera auszuziehen. Bis sie nachgibt und ihm den Wunsch erfüllt.
Nachdem das Video auf Pornhub aufgetaucht ist, wird Fleites unvermittelt zum Gespött ihrer Klassenkameraden. «Ich bin depressiv geworden. Ich habe angefangen, Drogen zu nehmen, und mehrmals versucht, mich umzubringen», sagt Fleites der «New York Times».
Obwohl die Betroffene das Video als Kinderpornografie beanstandet, dauert es Wochen, bis es vom Netz genommen wird – um kurz darauf erneut auf Pornhub hochgeladen zu werden. Der Clip sollte Fleites' Leben für immer verändern. Rund um den Erdball dürfte es Tausende solcher Fälle geben.
Das Phantom hinter Pornhub heisst Bernd B.
Erst jetzt, wo Opfer damit beginnen, die Pornoseiten einzuklagen, wird allmählich klar, wer dahintersteckt. Pornhub gehört dem Internetkonzern Mindgeek mit Sitz auf Zypern, der auch eine Vielzahl anderer einschlägiger Seiten wie Youporn oder Redtube betreibt.
Hinter der ominösen Firma steht laut Recherchen von Tortoise Media und dem Magazin «Dossier» der Österreicher Bernd B.* (52). Der mutmassliche Pornokönig wuchs in Ansfelden bei Linz auf, hat aber seinen Hauptwohnsitz inzwischen in London. Sein Vermögen wird auf rund 1,4 Milliarden Euro geschätzt.
Gattin beteuert Unschuld von Bernd B.
B. stammt demnach aus einer Bauernfamilie und soll auch selbst eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert haben. Obwohl schon lange als Unternehmensberater tätig, komme der Traktorliebhaber im Sommer noch immer nach Österreich, um mit dem Mähdrescher die Weizenfelder zu bestellen. Als lässiger Typ in Jeans und weissem Hemd.
Inzwischen soll auch das FBI gegen B. ermitteln. Dieser hat zu seinen Verflechtungen bislang nicht Stellung bezogen. Dafür aber seine Gattin, die bisher von der ganzen Geschichte nichts wusste. «Man muss bei diesen Geschäften auch an die Kinder denken», sagt P. B.* gegenüber der «Sunday Times». Bernd B. sei unschuldig und habe nichts mit illegalen Minderjährigen-Videos zu tun.
* Name bekannt