Bis anhin war es kinderleicht, ein Sex-Filmchen auf Pornhub hochzuladen. Der kanadische Pornoriese nahm jedes Video mit Handkuss – egal, woher es stammte. Doch das soll sich jetzt ändern. Nach heftiger Kritik löschte der Betreiber die meisten Sex-Clips auf der Pornoseite.
Der Grund: Vor zwei Wochen enthüllte die New York Times, dass sich unter den rund 13 Millionen Pornos auch Videos von Vergewaltigungen und Kindesmissbrauch befinden. Wenig verwunderlich, wenn jeder Nackedei und Pornoheld irgendwelche Sex-Clips auf die Plattform laden konnte, ohne dass Pornhub die Inhalte geprüft hatte.
Alle gegen die Pornoseite
Zuerst bestritt Pornhub die Vorwürfe vehement. Man habe kein systematisches Problem mit Kindesmissbrauchsvideos, in dieser Hinsicht herrsche null Toleranz. Die Behauptungen der «New York Times» seien «unverantwortlich und schlichtweg unwahr».
Die Partner Mastercard und Visa zeigten sich aber wenig beeindruckt von den Beteuerungen. Wenige Tage nach Veröffentlichung des Artikels kündigte Mastercard die Partnerschaft mit Pornhub-Mutterkonzern Mindgeek. Visa legte die Zusammenarbeit vorerst auf Eis, bis die Vorwürfe untersucht seien. Auch American Express und Paypal beendeten vorübergehend die Partnerschaft.
Ein Schlag für den Pornoriesen: Mit der Blockade gingen Pornhub die Bezahlmöglichkeiten aus. Pornhub reagierte radikal. Auf einen Schlag löschte das Unternehmen die Mehrheit seiner Sex-Clips. Nämlich alle, die aus zweifelhafter Quelle stammen könnten, schreibt Pornhub auf seiner Internetseite. Laut einem Bericht vom Onlinemagazin «Motherboard» sind das im Detail über zehn Millionen Videos.
Es wurde abgestaubt in der dreckigen Ecke
Übrig blieben nur noch Videos, die von Pornhub vor Veröffentlichung geprüft wurden. Das sind etwa solche, die mit registrierten Models gedreht wurden. Die Kritik rund um Pornhub löste in den USA eine Debatte über die Verantwortung von Online-Plattformen aus. Auch soziale Medien wie Facebook und Instagram geraten dabei ins Kreuzfeuer.
Der zukünftige Präsident Joe Biden (78) möchte eine Gesetzespassage streichen, welche Betreiber von Plattformen von der Haftung für Inhalte befreit, die von ihren Nutzern veröffentlicht werden.
So wäre das Geschäftsmodell von Pornhub, aber auch jenes von Youtube, Facebook und anderen Social-Media-Plattformen in Gefahr. Kritiker einer solchen Gesetzesänderung befürchten darin eine Bedrohung für das Internet in seiner heutigen Form und für die freie Meinungsäusserung. (hac)