Der französischen Polizei ist ein Schlag gegen eine Uhren- und Goldbande gelungen, die vor fast einem Jahr in der Schweiz auf erfolgreichem Beutezug gewesen war. Insgesamt wurden 14 Männer verhaftet.
Die Verdächtigen wurden bei einer grossangelegten Razzia in den Départements Loire und Rhône in Ostfrankreich festgenommen, die von einer auf organisierte Kriminalität spezialisierten Justizbehörde in Nancy geleitet wurde. Zwei Männer, die als mögliche Drahtzieher der Raubüberfälle gelten, waren bereits zuvor im Département Doubs an der Schweizer Grenze festgenommen worden.
Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen demnach zwei Raubüberfälle auf Uhrenfirmen im Schweizer Jura im November 2021 und Anfang 2022.
Familie als Geiseln
Bei dem Raubüberfall im November 2021 in Bassecourt JU hatten die Kriminellen 60 Kilogramm Gold und andere Edelmetalle in Koffern sowie zwei Luxusuhren mitgehen lassen. Die Täter hatten den Direktor der Uhrenfirma mit seiner ganzen Familie als Geiseln genommen. Dann wurden alle zum Firmengelände gefahren, wo sie unter vorgehaltener Waffe im Auto bleiben mussten, während die Täter sich Zutritt verschafften.
Die Täter liessen die Familie in einem Wald unverletzt, aber unter Schock stehend zurück. Die Polizei und Grenzbeamte errichteten Strassensperren an allen Grenzübergängen. Die Räuber, die in zwei Fahrzeugen flohen, durchbrachen in Lucelle JU eine der Strassensperren und verletzten dabei einen Beamten. Die beiden Fahrzeuge wurden später ausgebrannt in der französischen Region Belfort (F) gefunden, zusammen mit einer MP5-Maschinenpistole.
Polizist schoss Magazin leer
Zu einem weiteren Überfall kam es Anfang Januar 2022 in Le Locle NE. Hier wurden ein Angestellter einer Zulieferfirma mit seiner Frau sowie zwei Mitarbeiter als Geiseln genommen. Ihnen gelang es aber, einen stillen Alarm auszulösen.
Als die Polizei auftauchte, flüchteten die Täter mit einem BMW einer zufällig anwesenden Autofahrerin über die Grenze. Sie liessen 200 Kilo Gold zurück. Bei der Flucht rammten sie mit Absicht ein Polizeiauto, worauf ein französischer Polizist sein gesamtes Magazin mit 30 Kugeln auf das Fluchtfahrzeug schoss. Ein anderer Polizist feuerte vier Kugeln ab. Es gelang der Polizei, zwei Männer festzunehmen. (gf)