US-Präsident Joe Biden (78) hat am Sonntag den Dover-Luftwaffenstützpunkt nahe Washington besucht. Dort traf er die Familien der 13 beim Selbstmordattentat in Kabul getöteten Soldaten. Die Familien nahmen die Leichen ihrer Söhne und Töchter in Empfang. Die Stahlsärge waren in amerikanische Flaggen gehüllt.
Das Weisse Haus sprach vorab von einer «würdevolle Überführung» der Toten. Biden legte seine rechte Hand jeweils an die Brust, wenn ein Sarg aus dem Transportflugzeug geladen und von Soldaten mit dem «Präsentiert das Gewehr»-Befehl salutiert wurde. Bidens Blick war auf die Särge gerichtet. Gelegentlich neigte er den Kopf und schien die Augen zu schliessen.
Dabei wurde der düstere Anlass zum Debakel für Biden. Angehörige aller Opfer waren anwesend. Einige weigerten sich, mit Biden zu sprechen – und übten am Rande scharfe Kritik am US-Präsidenten.
«Habt Angst vor unserer Führung»
Der Vater des gefallenen Marinesoldaten Kareem Nikoui (20) beschuldigte den 78-jährigen Präsidenten, er habe seinem getöteten Sohn «den Rücken zugedreht»: «Sie schickten meinen Sohn als Bürogummi dorthin und liessen die Taliban draussen für Sicherheit sorgen. Ich gebe meinen eigenen Militärführern die Schuld.»
Der Vater des getöteten Jared Schmitz (20) sagte: «Habt Angst vor unserer Führung, oder dem Fehlen einer solchen.» Nicht Amerikas Führer würden das Land beschützen, sondern Soldaten wie sein gefallener Sohn: «Ich denke, sie sind die Einzigen, von denen wir ehrlich sagen können, dass sie hinter uns stehen.»
Mutter von getötetem Marine erhebt schwere Vorwürfe
Kein Blatt vor den Mund nahm Kathy McCollum. Auch ihr 20-jähriger Sohn Rylee ist unter den Getöteten. Rylee sei schon auf dem Weg nach Hause gewesen, da sei er zurück nach Afghanistan beordert worden. McCollum beschuldigt Biden für den Tod ihres Sohnes. Rylee habe sich «darauf vorbereitet, nach Hause zu kommen, um bei seiner Frau zu sein und die Geburt seines Sohnes zu erleben. Und dieses nutzlose, von Demenz geplagte Stück Scheisse hat meinen Sohn einfach in den Tod geschickt.»
Marinesoldaten hätten sie um vier Uhr in der Früh aufgeweckt, sagte McCollum in einem Radio-Interview am Freitag: «Sie standen an meiner Tür und sagten mir, dass mein Sohn tot ist. Ihr Demokraten», fuhr sie fort, «die ihr für Biden gestimmt habt, ihr habt gerade meinen Sohn getötet. Das wäre unter Trump nie passiert.»
Auch ein hoher US-Marineinfanterist hat seine Landesführung für das «Vermasseln von Afghanistan» öffentlich scharf kritisiert. Bataillonskommandeur Stuart Scheller verlangte «Rechenschaft» von Amerikas politischer und militärischer Spitze. Sonst seien «all die verlorenen Leben umsonst». Scheller wurde für seinen Aufruf prompt seines Kommandos enthoben. (kes)