Falschbehauptungen zu Schulmassaker mit 28 Toten
Fast 1 Milliarde Dollar Strafe für Verschwörungs-Theoretiker Alex Jones

Jahrelang verbreitete der US-Verschwörungstheoretiker Alex Jones Falschbehauptungen zu einem Schulmassaker im US-Bundesstaat Connecticut im Jahr 2012. Beim Amoklauf wurden 28 Menschen getötet. Jetzt muss er fast eine Milliarde US-Dollar an Hinterbliebene zahlen.
Publiziert: 13.10.2022 um 06:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2022 um 08:31 Uhr
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US-Verschwörungstheoretiker Alex Jones behauptete stets, dass das Schulmassaker in Connecticut 2012 von Schauspielern inszeniert wurde.
Foto: keystone-sda.ch

Über Jahre hinweg hat er zu einem Amoklauf mit 28 Toten Unwahrheiten in die Welt gesetzt: Jetzt muss der US-Verschwörungstheoretiker Alex Jones (48) wegen seiner falschen Behauptungen zu einem Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule insgesamt 965 Millionen US-Dollar (umgerechnet 963 Mio Franken) an Hinterbliebene zahlen. Das entschied ein Gericht im US-Bundesstaat Connecticut am Mittwoch (Ortszeit), wie US-Medien übereinstimmend aus dem Gerichtssaal in Waterbury berichteten.

Der Gründer der rechten Webseite Infowars hatte über Jahre behauptet, dass der Amoklauf im Dezember 2012 von Schauspielern inszeniert worden sei. Ein 20-Jähriger hatte in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut an der Ostküste 20 Schulkinder, sechs Lehrer erschossen, seine Mutter und sich selbst erschossen.

Hinterbliebene sagen unter Tränen aus

Die Klage war von Angehörigen von fünf Kindern und drei Lehrern eingereicht worden, die bei dem Massaker getötet wurden. Auch ein FBI-Agent, der zu den Ersthelfern am Tatort gehörte, beteiligte sich an der Klage.

In dem Prozess sagten Eltern und Geschwister der Opfer laut Medienberichten unter Tränen aus, wie sie jahrelang bedroht und belästigt worden seien – von Menschen, die den Lügen aus der Sendung des rechten Radiomoderators Jones glaubten. Fremde seien bei ihnen zu Hause aufgetaucht, um sie zu filmen. In den sozialen Medien seien sie zudem mit beleidigenden Kommentaren überschüttet worden.

Die Tochter der getöteten Schulleiterin, Erica Lafferty, etwa schilderte in dem Prozess, wie Fremde ihr Vergewaltigungsdrohungen schickten.

Jones' Zahlungsfähigkeit unklar

Die wegen Verleumdung festgesetzte Strafe von 965 Millionen US-Dollar ergibt sich laut US-Medien aus der Summe der Schadenszahlungen an die 15 Klägerinnen und Kläger.

Die Geschworenen sprachen ihnen demnach unterschiedliche Beträge zu und berücksichtigten dabei ihre Zeugenaussagen und andere vor Gericht vorgelegte Beweise. Bereits im August hatte ein texanisches Gericht den Eltern eines weiteren getöteten Kindes fast 50 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen.

Wie viel Jones tatsächlich zahlen kann, ist unklar. Im April meldete die von ihm gegründete Webseite Insolvenz an. Es wird erwartet, dass Jones gegen die Entscheidung vom Mittwoch vorgeht. Er muss sich im Zusammenhang mit dem Schulmassaker zudem noch in einem weiteren Verleumdungsfall vor Gericht verantworten.

Angeklagter verbreitete auch Verschwörungstheorien zu 11. September 2001

Jones hatte immer wieder diverse Verschwörungstheorien verbreitet und zum Beispiel behauptet, dass die US-Regierung an den Anschlägen am 11. September 2001 in New York beteiligt gewesen sei. Er unterstützte auch die Falschbehauptung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump (76), dass dieser die Präsidentenwahl 2020 nur wegen massiven Wahlbetrugs verloren habe. Auch vor dem Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol musste Jones bereits aussagen.

Die Hinterbliebene Lafferty sagte nach der Entscheidung am Mittwoch, das Urteil mache ihr Hoffnung. «Es wird noch mehr Alex Jones' auf dieser Welt geben, aber was sie heute gelernt haben, ist, dass sie auf jeden Fall zur Rechenschaft gezogen werden.» (SDA)

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