Madeleine McCann, damals vier Jahre alt, verschwand im Jahr 2007 in Portugal. Christian B.*(46) soll etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben. Der Deutsche sitzt seit Oktober 2020 wegen mehreren Sexualdelikten in Oldenburg (D) in Haft. Dort wird wegen der Vergewaltigung an einer 72-Jährigen Amerikanerin noch bis 2026 bleiben müssen.
In einem dreiseitigen handgeschriebenen Brief an einen britischen Journalisten äussert sich der verurteilte Vergewaltiger aus dem Gefängnis zum Fall Maddie. An einer Stelle macht er gar eine Aussage, die wie ein Geständnis daherkommt. Zunächst berichtete die «Bild».
«Ja, sie hat nicht geschrien»
In seinem Schreiben versucht B. zu erklären, weshalb er zu Unrecht beschuldigt wird. In einer Passage verweist er auf ein Gespräch im Jahr 2008 mit einem Freund – Helge B.*, ein Kronzeuge im Fall des verschwundenen Mädchens. Der Kleinkriminelle und Christian B. wohnten zu diesem Zeitpunkt beide schon lange nicht mehr in Portugal.
Im Gespräch mit seinem ehemaligen Kumpel soll der Kronzeuge gesagt haben, dass es in Portugal viele Probleme gebe – wegen des verschwundenen Mädchens. Und: Dass die Polizei viel unterwegs sei. Daraufhin soll der Hauptverdächtige gesagt haben: «Ja, sie hat nicht geschrien.»
Diese Aussage soll dazu geführt haben, dass die Polizei Christian B. ins Visier genommen hat. Doch laut Christian B. hat der Kronzeuge nur gelogen, um frühzeitig aus dem Gefängnis in Griechenland freizukommen – was dieser allerdings verneint. Helge B. habe seine Haftstrafe wegen Menschenhandels komplett abgesessen.
«Für mich ist das bisher heisse Luft»
Der Anwalt des Hauptverdächtigen hält diese Zeugenaussage allerdings für unglaubwürdig: «Zunächst muss festgestellt werden, ob es überhaupt zu so einem Gespräch gekommen ist. Andere Zeugen haben abweichende Aussagen gemacht, nämlich dass so ein Gespräch nie stattgefunden hat.» Seiner Ansicht nach könne erst dann über den konkreten Inhalt diskutiert werden. «Für mich ist das bisher heisse Luft», so der Anwalt.
Allerdings scheinen die Ermittler sich auf die Aussagen der Zeugen zu berufen. Die Grabungen, die am Arade-Stausee in Portugal durchgeführt werden, wurden ebenfalls durch einen Tipp eines Informanten in Angriff genommen. Dieser bestätigt eine andere Aussage der Kronzeugen Helge B. und Manfred S.*
Als der Hauptverdächtige im Gefängnis war, seien die beiden in sein Haus eingebrochen und sollen eine Waffe, sowie eine Videokamera mit belastbaren Aufnahmen mitgenommen und in den Stausee geworfen haben.
Hauptverdächtige tut sich keinen Gefallen
Ob die Aussagen nun wahr sind oder nicht – eines ist klar: Christian B. tut sich mit dem Briefeschreiben alles andere als einen Gefallen.
Das findet auch Strafprofessor Dennis Bock (44) von der Universität Kiel in Deutschland. Er sagt gegenüber der «Bild»-Zeitung: «Der Beschuldigte wäre gut beraten, die eigenständige Kommunikation mit Dritten zu unterlassen.» (lia)
*Namen bekannt