Émile (†2) war zu Besuch bei seinen Grosseltern im südfranzösischen Dorf Le Vernet, als er am 8. Juli 2023 spurlos verschwand. Eine umfangreiche Suchaktion begann. Doch der Bub blieb lange unauffindbar. Erst Ende März 2024 entdeckte eine Spaziergängerin in der Nähe des Dorfes menschliche Überreste, darunter einen Kinderschädel. Eine DNA-Analyse bestätigte, dass es sich um Émile handelte.
Nach langjähriger Ermittlungsarbeit erfolgte am Dienstagmorgen die grosse Überraschung: Laut Staatsanwaltschaft wurden vier Personen festgenommen, darunter Émiles Grosseltern. Sie seien wegen des Verdachts der vorsätzlichen Tötung und «Verschleierung einer Leiche» in Gewahrsam genommen worden. Bei den anderen zwei Personen soll es sich um zwei erwachsene Kinder der Grosseltern handeln.
Menschliches Eingreifen wahrscheinlich
«Es gibt kaum noch Zweifel daran, dass es einen Täter gibt. Hat er dem Kind absichtlich oder unabsichtlich Schaden zugefügt? Das ist im Moment unmöglich zu sagen. Aber dass es ein menschliches Eingreifen geben könnte, das ist mittlerweile sehr wahrscheinlich», sagte eine mit dem Fall vertraute Quelle gegenüber dem französischen TV-Sender BFMTV. Die Ermittlungen gegen die Grosseltern und deren zwei Kindern sind im Gang. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Nun folgte das nächste traurige Kapitel: Der Taufpriester des kleinen Émile, Claude Gilliot (†85), beging durch eine «massive Medikamenteneinnahme» Selbstmord. Am Montag fand laut Paris Match die Beerdigung statt. Der emerierte Professor an der Universität Aix-Marseille und Islamwissenschaftler hinterliess einen Abschiedsbrief, der jedoch keine weiteren Hintergründe zum Tod des Knaben liefert.
Vorwürfe an Familie
Lediglich seine Schwester solle von seinem Tod unterrichtet werden. Und er gab ein letztes Glaubensbekenntnis ab: «Sagt ihr und ihrem Schwager, dass ich sie liebe. Nur die Liebe zählt. Verkündet das Evangelium.»
Claudine Vandenbroucke, die Schwester des Verstorbenen, macht der Familie des kleinen Émile derweil schwere Vorwürfe. Denn: Nach Émiles Verschwinden hatte Pater Gilliot ein Foto des Knaben an die Presse weitergegeben, um einem Bild entgegenzuwirken, auf dem die Familie rechtsextrem wirkte.
Schwester äussert einen schlimmen Verdacht
Diese Geste wurde ihm von Émiles Grossvater nie verziehen. Der Priester wurde fortan ausgegrenzt, gemobbt und verlor im September 2023 dann jegliche pastorale Aufgaben – eine Hiobsbotschaft für den engagierten Gläubigen. Diese Ausgrenzung war für Claude Gilliot unerträglich.
Gegenüber Paris Match sagte die Schwester des verstorbenen Priesters: «Ich bin sehr wütend auf die Familie des kleinen Émile. Denn ich glaube, mit ihnen hat alles angefangen…».