Sie führt die Polizei zum Fundort von Émile (†2)
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Seniorin entdeckt Schädel:Sie führt die Polizei zum Fundort von Émile (†2)

Wanderin nahm Émiles (†2) Schädel in Plastiktüte mit
«Ich wusste sofort, dass er es war»

Eine Seniorin findet die Überreste des kleinen Émile, dem Bub, der während Monaten vermisst wurde. Jetzt spricht sie über den Tag, der sie bis heute beschäftigt.
Publiziert: 10.04.2024 um 05:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2024 um 14:36 Uhr
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War im Juli 2023 in Le Vernet spurlos verschwunden: der zweieinhalbjährige Émile.
Foto: AFP

Manon*, eine Seniorin in den 60ern, unternimmt regelmässig Wanderungen in der Region Region Le Haut Vernet. Am 30. März ist das Wetter ungemütlich, trotzdem beschliesst sie, auf eine Tour zu gehen. Sie nimmt eine Route, die sie schon lange nicht mehr gewählt hat.

Und mitten auf dem Weg liegt da «das Ding», wie die Seniorin es gegenüber dem Sender BFMTV beschreibt. Das Wort «Schädel» verwendet sie nicht, berichtet der Sender. Stattdessen sage Manon «das Ding», damit sie nicht mehr die Bilder im Kopf habe. 

Schädel sei weiss und sauber gewesen

Trotzdem ist ihr klar, was da liegt. «Ich wusste, dass er es war». Es ist Émile (†2), der kleine Bub, der im Sommer 2023 spurlos verschwand und trotz intensiver Suche nicht gefunden worden war. Der Schädel des Zweieinhalbjährigen sei sehr weiss gewesen, sehr sauber und sie habe die obere Zahnreihe gesehen. Als sie die Entdeckung macht, weint sie kurz, erzählt sie BFMTV. «Dann habe ich mich beruhigt.» 

Sie hat kein Handy dabei, will den Schädel aber nicht zurücklassen. «Es wäre nicht mehr da gewesen, in den Bergen wechselt das Wetter ständig.» Sie habe Bedenken gehabt, dass es zu Erdrutschen hätte kommen können. Also nimmt sie eine Plastiktüte, greift damit nach dem Schädel, ohne ihn zu berühren. 

Sie führt Polizei zum Fundort

Danach läuft sie nach Hause, hält dabei die Tüte eine Armlänge von sich. Bevor sie geht, merkt sie sich noch markante Stellen in der Umgebung, sieht eine riesige Tanne. Dann habe sie sich auf den Weg gemacht. «Schnell, schnell», habe sie dabei gedacht, sie wollte ihren Fund der Polizei möglichst schnell melden. 

Daheim stellt sie die Tüte mit dem Schädel auf die Terrasse. «Ihn ins Haus zu nehmen, wäre undenkbar gewesen.» Dann ruft sie die Polizei, die sofort zu ihrem Haus ausrückt. Rund neun Stunden lang wird sie von der Polizei in Beschlag genommen, wird befragt und muss sie zum Fundort führen. 

Unter Verdacht von der Polizei sei sie nie gewesen. Noch immer beschäftigt sie der Vorfall sehr, ihr Glaube helfe aber, um damit umzugehen. Wandern sei sie seither aber nicht mehr gegangen. «Ich muss das alles zuerst verdauen.»

Sie denke viel an die Eltern des Buben. «Was können wir Menschen sagen, die ihr Kind verloren haben? Mögen sie Frieden finden.» (neo)

*Name geändert 

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