Der «War on drugs» ist längst ein Weltkrieg
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Mächtiger Drogenbaron:Kolumbianische Polizei fasst «Otoniel»

Fahndungserfolg ist Teamarbeit
Globaler Grosseinsatz gegen Kokain-Kartelle

Spektakuläre Kokainfunde, Grossrazzien, Massenverhaftungen – ohne die enge Zusammenarbeit internationaler Fahnder kommt niemand gegen die mächtigen Drogenkartelle an.
Publiziert: 14.01.2023 um 19:10 Uhr
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Dario Antonio Úsuga (50) alias «Otoniel» konnte am 23. Oktober 2021 endlich verhaftet werden. Bei der Festnahme des Kartellbosses waren 500 Soldaten, 150 Polizisten und 22 Helikopter im Einsatz.
Foto: Keystone
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Die Anklageschrift lässt das kriminelle Ausmass nur erahnen. Drogenbaron Alvaro H.* (47) steht ab Montag vor dem Strafgericht Basel-Stadt. Dem Kolumbianer mit spanischem Pass und C-Ausweis werden Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Geldwäsche vorgeworfen. Es geht um Drogenhandel im privaten Umfeld bis hin zum internationalen Drogentransport. Tonnen von Kokain wurden im ganz grossen Stil von Kolumbien nach Europa, Afrika und Australien verschifft.

In den Handy-Chats von Alvaro H. tauchen Kontaktmänner des sogenannten Clans del Golfo auf. Es ist das grösste Drogenkartell der Welt. Das kolumbianische Syndikat gerät im Oktober 2021 weltweit in die Schlagzeilen, als im Dschungel von Panama der Clan-Boss Dario Antonio Úsuga (51), «Otoniel» genannt, spektakulär verhaftet wird. 500 Soldaten und 150 Polizisten sind an der Aktion beteiligt. 22 Helikopter werden zur Verhaftung eingesetzt. Der Fahndungserfolg ist Teamarbeit. Die Kolumbianer werden von der US-Drogenvollzugsbehörde DEA flankiert.

Kriminelle Organisationen bilden Front im Drogenkrieg

«Otoniel» wird im Mai 2022 in die USA ausgeliefert und wartet in New York auf seinen Prozess, obwohl er Kolumbianer ist. Diese Zusammenarbeit ist Teil des sogenannten War on Drugs. Seit den 70er-Jahren greift US-Militärpersonal international in die Vernichtung von Kokaplantagen ein, arbeitet an Festnahmen mit, verurteilt die Drogenbarone. Die DEA unterhält ausserhalb der USA 92 Büros in 70 Staaten.

Doch nicht nur die USA führen «Krieg». Längst haben sich Allianzen gebildet. So steht die italienische Direzione Investigativa Antimafia in direktem Kontakt mit der DEA, den lateinamerikanischen und europäischen Behörden. Grund: Der europäische Drogenhandel ist fest in der Hand der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta. Aber auch die sizilianische Cosa Nostra hat ihre Finger mit im Spiel. Die bilden eine Front mit eigenen Verbündeten: Balkan-Kartelle, afrikanische, kolumbianische und dominikanische Mafia-Organisationen.

Besorgniserregender Trend

Im Frühjahr 2021 gelingt der Antimafia-Einheit von Triest bereits ein Schlag gegen den Clan del Golfo. Mithilfe der DEA, der kolumbianischen Behörden und spanischen Drogenfahndern kann die Guardia di Finanza über 4300 Kilo Kokain abfangen. Die Drogen hätten in die Niederlande, nach Kroatien, Slowenien und Bulgarien verfrachtet werden sollen.

Neben der kalabrischen und sizilianischen Mafia seien in der Schweiz zudem Organisationen aus Südosteuropa, der Türkei, aus Afrika und Südamerika aktiv, sagt Bundesanwalt Sergio Mastroianni. Die Kartelle agierten «unternehmerisch», würden daher auch zusammenarbeiten, so Mastroianni zu Blick. Ein besorgniserregender Trend. Der Bundesanwalt sagt: «Wenn man Drogenhandel im grossen Stil umsetzen will, braucht man dafür vor allem auch länderübergreifende Netzwerke. Kriminelle Organisationen haben Zugang zu solchen. Das ist nichts für normale Banden.»

* Name geändert


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