«Extrem beunruhigend»
Russischer Friedensnobelpreisträger warnt vor Atomkrieg

Der Krieg in der Ukraine macht vielen Angst. Auch dem Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow. Der Russe fürchtet sich vor einem Atomkrieg.
Publiziert: 03.03.2022 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2022 um 15:23 Uhr
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Angesichts des Krieges in der Ukraine fürchtet sich Dmitri Muratow vor einem Atomkrieg.
Foto: keystone-sda.ch

Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow (60) warnt vor der Gefahr eines Atomkriegs nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.

«Das wäre natürlich ein Alptraum, aber ich schliesse nicht aus, dass es irgendwann tatsächlich Versuchungen geben könnte, auf den nuklearen Knopf zu drücken», sagte der regierungskritische Journalist nach den Worten einer Übersetzerin am Donnerstag in einer Anhörung des Europaparlaments. «Es gibt hier tatsächlich die Gefahr eines Nuklearkriegs.»

Er begründete diese Furcht mit Äusserungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Aussenminister Sergei Lawrow. Dieser hatte am Mittwoch gesagt, der dritte Weltkrieg werde ein Atomkrieg sein. Auch im russischen Staatsfernsehen werde diese Drohung jetzt häufig genannt.

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«Keine Entschuldigung für diesen Befehl»

«Für mich ist das extrem beunruhigend», sagte Muratow. Vor einigen Wochen hätte sich auch niemand vorstellen können, dass Russland die Ukraine attackieren würde. «Daran hat auch niemand geglaubt», sagte Muratow. Er führt die kremlkritische Zeitung «Nowaja Gaseta». Er wurde 2021 mit dem Friedensnobelpreisträger ausgezeichnet.

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Er wiederholte scharfe Kritik an dem von Putin begonnen Krieg auf die Ukraine. «Es gab keine Entschuldigung für diesen Befehl», sagte Muratow der Simultanübersetzung zufolge. Viele Russen wollten diesen Krieg nicht, selbst wenn sie Putin unterstützten. «Die Zukunft unserer Kinder wurde hier kaputt gemacht», gab die Übersetzerin Muratows Worte wieder. Widerstand der Eliten um Putin erwartet er jedoch nicht. Sie seien untrennbar mit dem Präsidenten verbunden und auf ihn angewiesen.

Der Journalist kritisierte auch die Schliessung des Radiosenders Echo Moskwy, der ebenso wie seine Zeitung den Krieg kritisiert habe. Das sei der Grund, warum der Sender geschlossen worden sei. «Jede Aussage gegen den Krieg wird als Hochverrat behandelt», sagte Muratow.

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«Keine Eskalation um der Deeskalation willen»

Auch der russische Aussenminister Sergei Lawrow hat sich am Donnerstag zu einem möglichen Atomkrieg geäussert. Im russischen Staatsfernsehen sagte er: «Es wird keine Eskalation um der Deeskalation willen geben.» Dem Westen wirft er Panikmache vor. Alle würden wissen, dass «ein Dritter Weltkrieg nur ein nuklearer sein kann.» Dieses Szenario sei aber nur in den Köpfen westlicher Politiker, nicht in russischen. «Ich versichere ihnen, dass wir keine Provokationen zulassen werden, die uns das Gleichgewicht verlieren lassen», sagte Lawrow dazu. «Aber wenn der Westen anfängt, einen echten Krieg gegen uns zu entfesseln, sollten diejenigen, die solche Pläne aushecken, darüber nachdenken, und sie denken meiner Ansicht nach darüber nach.»

Zur Tatsache, dass Putin anordnete, die «Abschreckungswaffen» – zu denen Atombomben gehören – in Bereitschaft zu versetzen, sagte Lawrow: Wir haben eine Militärdoktrin. Diese beschreibt die Parameter und Bedingungen für den Einsatz von Atomwaffen.» Es gebe nun zwar Gespräche über einen Atomkrieg, das liege aber «alleine am Westen». (SDA)

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