Beamte des britischen Geheimdienstes warnten am Donnerstag, dass Russland zunehmend nach Cyber-Zielen sucht. Zuvor enthüllten Berichte, dass russische Hacker kürzlich versucht haben, in die Netzwerke der Nato und der Streitkräfte einiger osteuropäischer Länder einzudringen.
Laut Theresa Payton, Cybersicherheitsexpertin und ehemalige Leiterin der Informationstechnik des Weissen Hauses, zeigten diese Entwicklungen, dass sich die Dinge an der Cyber-Front «aufheizen». «Wir sollten uns auf das Schlimmste vorbereiten und unser Bestes geben», sagte sie gegenüber «The Guardian».
Ändert Putin seine Taktik?
Bisher habe Russland nur zögerlich Cybertaktiken im Krieg eingesetzt, so Payton weiter. Dafür könne es eine Reihe von Gründen geben: Präsident Wladimir Putin (69) könnte es nicht für nötig halten, Cyberangriffe zu diesem Zeitpunkt des Krieges einzusetzen, oder er könnte zusätzliche Sanktionen vermeiden wollen, die von den USA im Falle eines Cyberkriegs angekündigt wurden.
Der ehemalige Rechtsanwalt des militärischen Nachrichtendienstes (NSA) und des zentralen US-Sicherheitsdienstes, Glenn S. Gerstell, geht davon aus, dass Russland keine gewaltsamen Angriffe starte, sondern sich vielmehr auf Cyber-Aufklärungsmissionen konzentriere.
«Wir wissen, dass Russland bei der Cyber-Überwachung und beim Ausspionieren seiner Gegner ziemlich raffiniert ist, und wir können davon ausgehen, dass sie etwas über Sanktionen und andere Informationen herausfinden wollen», sagte er.
Mögliche Cyberangriffe bei drohender Niederlage
Es sei allerdings schwer vorherzusehen, welche Art von Offensive Russland starten werde, da Putins Strategie während des gesamten Konflikts unvorhersehbar gewesen sei. Putins Reaktion könne sich ändern – je nachdem, wie sich die Lage in der Ukraine entwickle.
«Wenn sie zu verlieren beginnen, könnte Putin von dem abweichen, was wir als rationale Berechnungen von Risiko und Belohnung ansehen», so Gerstell weiter. «Wenn seine Herrschaft bedroht ist, kann es durchaus sein, dass er auf eine Cyber-Attacke setzt.» (gin)