Experten befürchten wegen Trumps Zahlungs-Stopp an die WHO vermehrt Fälle von Kinderlähmungen
Polio-Virus wieder auf dem Vormarsch!

Wegen der Corona-Pandemie können Helfer in armen Ländern keine Impfkampagne mehr durchführen. Das hilft dem Polio-Virus, das in einigen Staaten wieder auf dem Vormarsch ist. Warum Donald Trump daran mitschuldig sein soll.
Publiziert: 16.05.2020 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2020 um 09:05 Uhr
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Das Polio-Virus ist wieder auf dem Vormarsch.
Foto: © UNICEF/UNI325806/Abdul
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Polio schien vor Kurzem beinahe besiegt zu sein. Das Virus kann Kinderlähmung verursachen, überwiegend sind Kleinkinder im Alter zwischen drei Jahren und acht Jahren betroffen. Doch auch bei Erwachsenen kann das Virus Schaden anrichten. In Europa gilt es dank konsequenter Impfung mehrheitlich als ausgerottet. In afrikanischen und asiatischen Länder vermeldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den vergangenen Jahren erfreuliche Fortschritte. Doch diese sind nun in Gefahr.

Die aktuelle Corona-Pandemie zwingt Gesundheitsversorger in den betroffenen Ländern, Impfkampagnen auszusetzen. Vor allem die Tür-zu-Tür-Aktionen waren in der Vergangenheit sehr erfolgreich. Die Zahl der Polio-Infektionen konnten mit der Impfaufklärung drastisch gesenkt werden.

Jetzt sind in den vergangenen Wochen neue Fälle im Niger und im Tschad aufgetreten. Auch in Afghanistan und Pakistan wächst die Angst vor einem Comeback des Poliovirus. Die Fallzahlen sind derzeit zwar noch gering, die WHO zählte 155 bestätigte Fälle seit Januar. Doch Gesundheitsexperten sind besorgt. Sie warnen: Kleine Anstiege könnten explosive Ausbrüche auslösen, vor allem in armen Ländern mit knappen Ressourcen.

«Das Polio-Virus wird freigelassen», sagt Abdul Qadir gegenüber der «Washington Post», ein Mitarbeiter des amerikanischen Gesundheitswesens, der in den vergangenen Jahren den Impfstoff in Westpakistan verabreicht hat.

Warum Trump Schuld sein soll

Den Schuldigen wollen einige Experten bereits ausgemacht haben: Donald Trump (73). Der US-Präsident hat Mitte April einen Zahlungsstopp für die WHO veranlasst. Bedeutet: Amerika wird bis auf Weiteres kein Geld mehr an die Weltgesundheitsorganisation überweisen. Trump kritisierte die WHO als «chinazentriert« und machte die in Genf ansässige Organisation mitverantwortlich für den Corona-Ausbruch in den USA: «Sie haben es wirklich vermasselt», sagte er.

Dass eine gründliche Untersuchung, wie von Trump initiiert, gerechtfertigt ist, bestreitet in Washington niemand. Doch den Aktionismus des Präsidenten wird als kontraproduktiv abgetan. Die Befürchtung: Der Zahlungsstopp ist verheerend, da der WHO so die finanziellen Mittel fehlen könnten, die für die Polio-Bekämpfung vorgesehen sind.

Jen Kates, Vizepräsidentin einer gemeinnützigen US-Firma im Gesundheitsbereich, sagt gegenüber der «Washington Post»: «Letztendlich hat das keine Auswirkungen auf die Institution, sondern auf die Gesundheit.» Der WHO Geld «wegzunehmen» könnte die Fortschritte in der Polio-Bekämpfung arg gefährden.

Wie viele Kinder und Erwachsene am Polio-Virus gestorben sind, ist unklar. Das Virus trat erstmals im 18. Jahrhundert auf. Klar ist: Die wiederkehrenden Ausbrüche im Laufe der Zeit forderten Hunderttausenden Menschenleben.

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