«Spreche diese Woche noch mit Putin»
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Möglicher Waffenstillstand:«Spreche diese Woche noch mit Putin»

Experte Ulrich Schmid über Putins Dilemma bei Waffenstillstandsplänen
«Es gibt für ihn keine gute Lösung»

Die USA und die Ukraine haben ihre Gespräche beendet. Der Fokus liegt nun auf einem möglichen Waffenstillstand mit Russland. Wladimir Putin steht unter Druck. Wie wird sich der Kreml entscheiden? Russland-Kenner Ulrich Schmid wagt eine Einschätzung.
Publiziert: 08:19 Uhr
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Aktualisiert: 12:19 Uhr
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Nach den Gesprächen zwischen den USA und der Ukraine steht Kremlchef Wladimir Putin unter Druck.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Putin unter Zugzwang nach Vorschlag eines 30-tägigen Waffenstillstands in der Ukraine
  • Ukraine verfolgt Strategie, den Krieg nach Russland zu tragen
  • Saudi-Arabien stärkt internationale Position durch Vermittlung zwischen USA und Ukraine
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Gespräche zwischen den USA und der Ukraine sind vorbei, der Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump (78) und Wolodimir Selenski (47) Geschichte. Die USA spielen offenbar wieder im Team Ukraine. Wie geht es jetzt mit Blick auf einen möglichen Waffenstillstand zwischen Kiew und Russland weiter? Der Ball liegt nun bei Kreml-Chef Wladimir Putin (72). Wie wird er reagieren? Blick hat bei Ulrich Schmid, Russland-Experte und Professor für Osteuropastudien an der HSG, nachgefragt.

Blick: Wie wird Putin auf die Nachricht eines 30-tägigen Waffenstillstands reagieren? Wird er zustimmen?
Ulrich Schmid:
Das Ergebnis von Dschidda setzt Putin unter Zugzwang. Einerseits hat sich die russische Seite immer gegen eine Waffenruhe ausgesprochen, weil sie sich im Moment im Vorteil wähnt. Andererseits will Putin seine erneuerte «Bromance» mit Trump nicht stören. Es gibt für ihn keine gute Lösung in diesem Dilemma.

Muss Putin den Waffenstillstand annehmen, weil er Trump sonst in ein schlechtes Licht rückt und dessen Wohlwollen verlieren könnte?
Es gibt nun grossen Druck auf Putin. Er hat bisher immer Verhandlungsbereitschaft simuliert, um die Schuld an den Kriegshandlungen auf Selenski zu schieben. Nun muss er entweder in den sauren Apfel beissen und der Waffenruhe zustimmen oder in der Weltöffentlichkeit als Kriegstreiber dastehen.

Wie bewerten Sie das Vorgehen der Ukraine? Erst Moskau angreifen und dann den Waffenstillstand verkünden? Erscheint Putin in Russland jetzt maximal schwach?
Das Verhandlungsergebnis von Dschidda kommt überraschend. Seit längerem verfolgt Kiew die Strategie, den Krieg nach Russland zu tragen und so Putins Normalitätsversprechen an die Bevölkerung («Wir führen eine Spezialoperation in der Ukraine durch, aber ihr seid davon nicht betroffen») ad absurdum zu führen. Letztlich entspricht das Vorgehen der Ukraine auch einem europäischen Konsens, der Verhandlungen mit Russland aus einer «Position der Stärke» fordert.

Prof. Dr. Ulrich Schmid

Ulrich Schmid ist Professor für Osteuropastudien an der Universität St. Gallen. Er forscht zu den Gebieten Politik und Medien in Russland und Nationalismus in Osteuropa.

Ulrich Schmid ist Professor für Osteuropastudien an der Universität St. Gallen. Er forscht zu den Gebieten Politik und Medien in Russland und Nationalismus in Osteuropa.

Was sind mögliche Vor- und Nachteile für beide Seiten bei einem Waffenstillstand?
Die Ukraine fürchtet, dass Russland seine militärische Position während einer Waffenruhe konsolidieren kann und nachher gestärkt wieder zuschlagen kann. Im aktuellen Moment gibt es allerdings einen Vorteil für die Ukraine: Die ukrainischen Positionen in der russischen Oblast Kursk sind in den letzten Tagen sehr geschwächt worden. Eine Waffenruhe würde der Ukraine hier einen geordneten Rückzug erlauben.

Zuletzt: Wie positioniert sich Saudi-Arabien in dem Konflikt? Profitiert das Land von den Vermittlungserfolgen?
Premierminister Mohammed bin Salman Al Saud hat es erfolgreich geschafft, seine internationale Isolation zu überwinden. Er möchte Saudi-Arabien als globalen Player etablieren. Die beiden amerikanischen Meetings mit Russland und der Ukraine haben das Standing von Saudi-Arabien auf der internationalen Bühne entscheidend gestärkt.

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