Der Krieg in der Ukraine scheint eine neue Wendung zu nehmen. Die Meldungen häufen sich, wonach Anschläge auf russischem Boden verübt werden. In der Oblast Brjansk, nahe der Ukraine, sollen Mitte Woche russische Putin-Gegner auf ein Auto gefeuert und zwei Dörfer angegriffen haben. Am Donnerstag kam es in Kolomna in der Region Moskau zu einer Explosion durch einen Drohnenangriff.
Laut dem russischen Inlandgeheimdienst FSB hat der russische Präsident Wladimir Putin (70) für Freitag eine Sondersitzung des nationalen Sicherheitsrates einberufen. Seine Militärelite drängt ihn zu harten Vergeltungsmassnahmen, unter anderem zu gezielten Angriffen auf die Zivilbevölkerung. «Ein russischer Parlamentarier fordert, dass Putin der Ukraine nun den Krieg erklären müsse», sagt Russland-Experte Ulrich Schmid (57) gegenüber Blick.
Dass Putin die Eskalationsstufe weiter steigern wird, glaubt Schmid aber nicht. «Im Moment überwiegt in Russland die Einschätzung, dass es sich in Brjansk um einen Terroranschlag handelt.»
Ukraine distanziert sich
Hinter den Anschlägen in Brjansk stehen offenbar Vertreter des «Freiwilligenkorps», das bisher kaum in Erscheinung getreten ist. Schmid: «Es wird von Denis Nikitin, einem russischen Neonazi, geführt. Er gibt an, Russland von der Putin-Diktatur befreien zu wollen.»
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In wessen Auftrag das Korps arbeitet, ist nicht klar. Nikitin behauptet, vom ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (45) eine Autorisierung bekommen zu haben, was von ukrainischer Seite allerdings nicht bestätigt wird. «Die ukrainische Regierung hält sorgfältig Distanz zu dieser Formation», sagt Schmid.
Schmid schliesst weitere ukrainische Sabotageakte auf russischem Boden nicht aus. Dass die ukrainische Armee aber die Grenze überqueren und die Russen in deren Land angreifen werden, glaubt Schmid nicht: «Erstens hat die ukrainische Armee dafür nicht die Ressourcen und zweitens gehört ein Angriffskrieg auf Russland nicht zu den Kriegszielen der ukrainischen Regierung.»