Exil-Oppositioneller
Deutsch-Iraner in Teheran zum Tode verurteilt

Der Deutsch-Iraner Dschamschid Scharmahd ist im Iran in einem umstrittenen Prozess zum Tode verurteilt worden.
Publiziert: 21.02.2023 um 12:09 Uhr
Dschamschid Scharmahd bei einem Gerichtstermin in Teheran.
Foto: Islamic Revolutionary Court

Ein Revolutionsgericht in Teheran macht den 67-jährigen Deutsch-Iraner Dschamschid Scharmahd unter anderem für einen Terroranschlag verantwortlich, wie das iranische Justizportal Misan am Dienstag bekannt gibt. Gegen das Urteil könne vor dem Obersten Gerichtshof Berufung eingelegt werden.

Der Aktivist Scharmahd wurde Berichten zufolge im Sommer 2020 vom iranischen Geheimdienst in Dubai festgenommen und in den Iran gebracht. Seitdem ist er in Teheran inhaftiert. Zuvor lebte Scharmahd jahrelang in den USA. Seine Familie und Menschenrechtsgruppen wiesen die Vorwürfe gegen ihn in der Vergangenheit zurück.

Justiz wirft ihm Beteiligung an Anschlag vor

Scharmahd engagierte sich in den USA in der Exil-Oppositionsgruppe «Tondar» (Donner), die sich für eine Rückkehr der Monarchie einsetzt. Irans Justiz macht die Organisation für einen Anschlag im Jahr 2008 in einer Moschee der Stadt Schiras mit mehreren Toten verantwortlich. Drei Männer wurden deswegen bereits hingerichtet.

Scharmahd beteiligte sich als Ingenieur und IT-Experte auch an einem Radioprogramm der Exilgruppe. Auf der Webseite der Gruppe, die inzwischen zwar gelöscht ist, sich aber archiviert abrufen lässt, hiess es 2019, die Radioshow sende Inhalte zu Politik, Geschichte, aber auch Anleitungen zum Widerstand. Tondar prangerte dort die Verfolgung seiner Mitglieder durch die Islamische Republik an.

Bekommt er konsularischen Beistand?

Unklar ist, ob Scharmahd konsularischen Beistand von der deutschen Botschaft in Teheran erhalten kann. Der Iran behandelt Doppelstaatsbürger juristisch wie Iraner. Amnesty International bezeichnete das Verfahren in der Vergangenheit als Schauprozess.

Derzeit sind mehrere europäische Staatsbürger im Iran inhaftiert, viele von ihnen besitzen auch die iranische Nationalität. Kritiker werfen dem Iran vor, ausländische Staatsbürger als politische Geiseln festzusetzen. Teheran weist die Vorwürfe zurück und begründet die Festnahmen üblicherweise mit dem Vorwurf der Spionage. (SDA/noo)

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