Die geplante Einführung von Grabgebühren für Millionen von Gräbern in der iranischen Hauptstadt Teheran hat für Empörung in der lokalen Presse und den sozialen Medien gesorgt. Für die Kritiker sei es inakzeptabel, dass nun die Toten und ihre Hinterbliebenen mit der Zahlung einer solchen Gebühr die Unfähigkeit der Verantwortlichen, die Finanzkrise in den Griff zu bekommen, ausgleichen müssten.
Ausserdem sollte das System Tote respektieren und nicht mit ihnen seine leere Kasse füllen, so die Kritiker. Es wird auch befürchtet, dass die unbezahlten Gräber von der Stadtverwaltung demnächst neu verkauft werden könnten und somit vielen Menschen die letzte Ruhestätte genommen werden könnte.
Die so kontrovers diskutierte Grabgebühr der Teheraner Stadtverwaltung soll im nächsten persischen Jahr - ab 21. März 2023 - in der Hauptstadt umgesetzt werden. Die neue Gebühr sei eine neue Einnahmequelle der Stadtverwaltung, um so auch die akute Wirtschaftskrise im Land zu bekämpfen.
Iran steckt in Wirtschaftskrise
Die Gebühr beträgt laut Medienberichten am Samstag zwar umgerechnet nur 4 Franken im Jahr, Kritiker stören sich aber grundsätzlich an der Erhebung einer solchen Gebühr. Bislang mussten die Iraner für Grab und Bestattung selbst eine Summe zwischen 150 bis 1500 Franken bezahlen, nicht jedoch für die Zeit danach. Ausserdem sei unklar, welche der Millionen Gräber von der neuen Entscheidung betroffen sind und wer die Gebühr bezahlen soll.
Wegen der im Zusammenhang mit dem Atomstreit verhängten internationalen Sanktionen steckt der Iran seit Jahren in einer akuten Wirtschaftskrise. Die nationale Währung Rial hat in der Zwischenzeit fast 60 Prozent an Wert verloren. Noch schwieriger wurde die Wirtschaftslage nach den systemkritischen Protesten Mitte September.
Wegen der brutalen Unterdrückung der Demonstranten durch Polizei- und Sicherheitskräfte verhängte die EU weitere Sanktionen gegen den Iran. Laut Experten könnte nur eine Einigung im Atomstreit die Wirtschaftslage einigermassen verbessern, aber auch die ist wegen der Proteste vorerst vom Tisch. Daher versucht die Administration, die Krisenlage mit neuen internen Gebühren zu kompensieren. (SDA/jmh)