Ex-US-Soldaten kämpfen in der Ukraine gegen Putin – und sind überrascht
«Es gibt hier eine Menge dämlicher Freiwilliger»

Obwohl sie nicht vom Ukraine-Krieg betroffen waren, griffen zwei ehemalige Soldaten der US-Army zu den Waffen und begaben sich ins Kriegsgebiet. Nun berichten sie zum ersten Mal von ihren Eindrücken.
Publiziert: 02.07.2023 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2023 um 07:23 Uhr
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David Bramlette (l.) und...
Foto: David Bramlette

Als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert, löst das rund um den Globus Erstaunen und Entsetzen aus.

Die Solidarität ist in diesen Tagen riesig. Menschen spenden allerlei Waren oder nehmen Flüchtlinge bei sich auf. Die Mutigsten wagen gar die Reise ins Kriegsgebiet und schliessen sich den ukrainischen Streitkräften beim Kampf gegen den Aggressor an.

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Darunter sind auch zwei ehemalige Soldaten der US-Army, die gegenüber «Daily Beast» ihre Erlebnisse auf dem Schlachtfeld jetzt geschildert haben. David Bramlette und Troy Offenbecker heissen die Männer. Beide hätten nach «den Berichten über russischen Gräueltaten an Ukrainern den Drang zum Kämpfen» verspürt.

«Ich habe Fähigkeiten, die ich gelernt habe, ich war sechs Jahre im Marine Corps. Ich dachte einfach, es wäre nicht richtig, wenn ich zu Hause sitzen würde», sagt Offenbecker.

«Eine Menge dämlicher Freiwilliger»

Bramlette, der bereits Kriegseinsätze im Irak und Afghanistan hinter sich hat, sei sehr überrascht gewesen, wie viele Menschen ohne jegliche militärische Erfahrung in die Ukraine gereist waren. «Es gibt hier wirklich eine Menge dämlicher Freiwilliger, die nichts in einem Krieg zu suchen haben», sagt er. Bramlette habe dann mit zwei anderen Soldaten eine rund zwölfköpfige Kampf-Truppe gebildet. Ihre Missionen reichten von der Aufklärung feindlicher Stellungen bis hin zur Minenräumung.

Offenbecker berichtet Ähnliches. «Dies ist mein dritter Krieg, in dem ich gekämpft habe, und es ist bei weitem der Schlimmste.» Man werde ständig mit Artillerie bombardiert, so Offenbecker.

Er habe sogar Nachrichten einiger seiner Militärkameraden in den USA, die sich ebenfalls dem Kampf anschliessen wollten und nach Informationen fragten, bewusst ignoriert. «Ich wollte niemanden mehr da hineinziehen.»

Winter macht der Gruppe das Leben schwer

Als der Winter einsetzte, entschied Bramlette, die Heimreise anzutreten. Weil das Laub von den Bäumen verschwunden war, sei es immer schwieriger gewesen, den russischen Truppen aus dem Blickfeld zu bleiben. Zudem hätten die Fahrzeuge immer wieder technische Probleme gehabt.

Obwohl die Gruppe eigentlich im vergangenen Januar wieder ins Kampfgeschehen hätte einsteigen sollen, beschloss Bramlette, dass er die Rückreise nicht antreten würde.

Stattdessen unterstützt er heute die Kriegsanstrengung von Kiew aus und kümmert sich um die Suche und Überführung der sterblichen Überreste von Amerikanern, die in der Ukraine gefallen sind.

Soldat warnt vor russischen Ambitionen

Offenbecker hingegen denkt nicht ans Aufhören. Er hat vor, weiterhin in der Ukraine zu kämpfen. Der Amerikaner ist überzeugt, dass der Kreml seine territoriale Expansion weiter vorantreiben würde, sollte sich die Weltgemeinschaft dem nicht entschlossen gegenüberstellen.

«Wenn wir nicht ernsthaft darüber nachdenken, wie wir über Russland denken und wir Russland hier nicht aufhalten, ist der nächste Schritt, dass Belarus oder Moldawien eingenommen werden», glaubt er. «Russland ist ein tollwütiger Hund. Der Kreml muss zur Strecke gebracht werden.» (ced)

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