Bewohner von The World leben den Traum eines jeden Kreuzfahrt-Liebhabers. Anstatt buchbarer Zimmer bietet das Luxus-Schiff nämlich Eigentumswohnungen an. Wer ein Nettovermögen von mindestens zehn Millionen US-Dollar hat und eines der 165 Apartments ergattert, kann das ganze Jahr über ein exklusives Leben an Bord geniessen. Für alle anderen blieb das Luxus-Schiff bislang weitgehend ein Geheimnis.
Nun aber packt der ehemalige Bewohner Peter Antonucci aus. Gegenüber CNN erzählt er von seinen fünf Jahren an Bord von The World. Er betont: «Es gibt eine Menge reicher Leute, die verspielte Dinge tun, manchmal unanständige Dinge, manchmal skandalöse Dinge.»
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Bewohner suchen aus, wer mitfährt
Der pensionierte Anwalt war zwischen 2014 und 2019 Besitzer von insgesamt vier Wohnungen auf dem Luxus-Dampfer. Sein erstes Apartment ergatterte er für 1,6 Millionen US-Dollar, das Letzte kostete ihn rund vier Millionen. Um Teil der The-World-Community zu werden, braucht es aber nicht nur das nötige Kleingeld – sondern auch Vitamin B. Denn: Einziehen kann nur, wer von aktuellen Bewohnern vorgeschlagen oder unterstützt wird.
Antonucci gelang der Einstieg dank einer Schnupperfahrt, nach welcher die Bewohner ihn und seine Frau in ihren exklusiven Kreis aufnahmen. «Viele Leute kommen an Bord und kennen die Bewohner schon. Aber andere haben die Probefahrt gemacht und dort Leute kennengelernt, die sie schliesslich gesponsert haben», erklärt Antonucci.
Volle Flexibilität
Ist der Kauf einer Wohnung gelungen, können Bewohner diese so renovieren, wie sie wollen. «Einige sind mit modernen Möbeln und wirklich coolen Geräten eingerichtet, andere wurden seit 20 Jahren nicht mehr angerührt», so Antonucci. Ebenso gibt es auf dem Schiff ein Spa, einen Tennisplatz sowie ein Fitnessstudio.
Für die meisten Bewohner ist das Schiff aber trotzdem kein permanenter Wohnsitz – sondern eine Art Ferienhaus. Auch Antonucci ist immer wieder in seine Heimat New York gereist. «Man kann auf eigene Faust losziehen und dann holt man das Schiff wieder ein – egal, wo es ist.»
Wo das Schiff lang fährt, können Bewohner zudem mitbestimmen. Die Route wird rund zwei Jahre im Voraus geplant, wobei Treibstoff, Besatzungswechsel, Flughafen-Anbindungen, Visabestimmungen sowie besondere Events an verschiedenen Orten der Welt einbezogen werden.
Anschliessend können Bewohner über drei mögliche Routen abstimmen. Nicht selten soll es dabei Problemen gegeben haben. «Jeder ist ziemlich wohlhabend und denkt, seine Meinung ist am schlausten», betont Antonucci. Einige Bewohner waren es «nicht gewohnt, dass man ihnen etwas verbietet».
Affären, Alkohol, Drama
Trotz hitziger Diskussionen waren die meisten Bewohner aber vor allem wegen der Gesellschaft an Bord. «Es wird viel getrunken, viel gefeiert. Und das ist der Spass an der Sache», so Antonucci. Die Gemeinschaft sei demnach «sehr sozial» gewesen. «Ein Nebenprodukt der blühenden sozialen Szene an Bord war aber, dass es überall Affären gab», erklärt Antonucci.
Der Ex-Passagier betont: «Es passieren Dinge. Ein Teil davon ist, dass sich die Leute besaufen, Lieder singen und einfach eine gute Zeit haben. Und das ist relativ harmlos. Und auch einige der Affären sind harmlos. Aber es gibt auch verheiratete Leute, die nicht immer mit ihrem Ehepartner schlafen.»
Im Jahr 2019 entschied Antonucci sich schliesslich, dem Leben auf hoher See den Rücken zu kehren. Bereut hat er die Zeit auf dem Schiff aber nie. «Das sind alles sehr, sehr besondere Erinnerungen. Irgendwann habe ich aber einfach alles gesehen, was ich sehen wollte.» (mrs)