Stau am Mount Everest
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Absurd und lebensgefährlich:Stau am Mount Everest

Everest-Bergsteiger (38) wäre wegen Stau fast der Sauerstoff ausgegangen
«Ich musste über 100 Leute überholen»

Derzeit machen die Menschenmassen auf dem Mount Everest Schlagzeilen: Dort bilden sich regelrechte Staus auf dem Weg zum höchsten Berg der Welt. Der Brite Martin Hewitt (38) war letzte Woche selbst auf dem Gipfel und ist von der Entwicklung höchst beunruhigt.
Publiziert: 29.05.2019 um 15:14 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2020 um 11:52 Uhr
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Hewitt bekam am eigenen Leib zu spüren, welche Probleme die Menschenmassen auslösen können: «Ich musste über 100 Leute überholen, weil mir sonst der Sauerstoff ausgegangen wäre.»
Foto: Screenshot Twitter

Der Brite Martin Hewitt (38) bestieg am Donnerstagmorgen den höchsten Berg der Welt – und war danach fassungslos über den Andrang. Er bekam am eigenen Leib zu spüren, welche Probleme die Menschenmassen dort auslösen können: «Ich musste über 100 Leute überholen, weil mir sonst der Sauerstoff ausgegangen wäre.»

Auf dem Weg zum höchsten Berg der Welt bilden sich derzeit regelrechte Kolonnen. Der Grund für den Massenandrang: Wegen des Wetters gibt es pro Saison jeweils nur wenige Gelegenheiten, die für einen Aufstieg günstig sind. An solchen Tagen pilgern deshalb Hunderte von Bergsteigern gleichzeitig auf den Berg – doch viele davon gehören gar nicht dort hin, findet Hewitt.

Sauerstoffmangel, Erschöpfung und Erfrierungen

Der Brite Hewitt ist durchtrainiert – er war Fallschirmjäger bei der britischen Armee und diente in Afghanistan. Für den Aufstieg auf den Everest war er bestens vorbereitet. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen, wie er auf Facebook mitteilt: «So viele Leute wollen auf den Berg, ohne dafür die Erfahrung, Fitness oder die technischen Fähigkeiten zu haben.»

Wer nicht fit genug ist, müsse oft pausieren – dadurch würden sich Staus bilden. Die langen Wartezeiten bergen für alle Gipfelstürmer Gefahren. Denn wer zu lange stehenbleibt, riskiert, an Erschöpfung oder Sauerstoffmangel zu sterben. «Je länger man warten muss, desto grösser ist das Risiko einer Erfrierung», sagt Hewitt.

Aufgrund der Menschenkolonnen habe er zwei bis drei Stunden länger gebraucht als geplant – entsprechend wurde der Sauerstoff knapp.

«Eine junge Frau blieb einfach stehen und weinte»

Hewitt erzählt von dramatischen Szenen auf dem Weg zum Gipfel: «Einer junge Frau wurde alles zu viel. Sie wollte nicht mehr weiter – blieb einfach stehen und weinte.» Hinter ihr stauten sich die Alpinisten. Dutzende Leute konnten wegen ihr nicht weiter, weil der Weg zu schmal zum Überholen war. Ein paar Bergsteiger mussten sie regelrecht nach oben ziehen, damit es weiterging.

Hewitt nimmt die Behörden sowie die Veranstalter von Expeditionen in die Pflicht: «Es braucht bessere Kontrollen, ob jemand überhaupt für einen Aufstieg geeignet ist.» Ansonsten würden in Zukunft noch viele Menschen sterben, glaubt er.

Hewitt schwärmt vom Mount Everest. Er ist sich aber sicher: «Solange es dort so viele inkompetente Bergsteiger gibt, werde ich den Berg kein zweites Mal besteigen.»

Bergsteiger müssen an Leiche vorbei

Im Zusammenhang mit den Menschenmassen am Mount Everest machte kürzlich auch ein unheimliches Bild Schlagzeilen. Es zeigt eine ganze Kolonne von Bergsteigern in der sogenannten Todeszone, kurz vor dem Gipfel. Auf ihrem Weg nach oben müssen sie über ein Seil steigen, an dem eine gefrorene Leiche hängt – Identität unbekannt.

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