Mafiaboss packt auf Youtube über türkische Spitzenpolitiker aus
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Erdogan unter Druck:Mafiaboss packt über türkische Spitzenpolitiker aus

Es geht um Drogenhandel, Korruption, Auftragsmorde
Mafiaboss packt auf Youtube über türkische Spitzenpolitiker aus

Er hat gemordet, Schutzgeld erpresst, geraubt. Doch noch nie wurde Sedat Peker (49) so gefürchtet wie in diesen Wochen. Seine Waffe ist das Internet. Seine Munition sind brisante Enthüllungen über kriminelle Machenschaften. Sein Ziel ist die türkische Polit-Elite.
Publiziert: 27.05.2021 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2021 um 06:40 Uhr
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Sieben Mal schon zeigte sich Sedat Peker (49) über Youtube im Netz. Er greift die türkische Polit-Elite an und plaudert aus dem Nähkästchen. Bis vor einigen Monaten galt der Mafiaboss noch als Unterstützer der Erdogan-Regierung. Jetzt ist er deren Gegner.
Foto: AFP
Myrte Müller

Einst war Sedat Peker (49) ein glühender Unterstützer des türkischen Präsidenten. Der ultrarechte, prominente Schwerkriminelle organisierte Kundgebungen, schüchterte Oppositionelle für die regierende Partei AKP ein, rührte in den Medien die Werbetrommel für Recep Tayyip Erdogan (67). Heute will der Mafiaboss nur noch eines: die türkische Regierung ins Schwitzen bringen.

Jede Woche präsentiert sich Sedat Peker auf Youtube. Mit offenem Hemd und Gangster-Kette um den Hals. Auf der Tischplatte vor ihm liegen Stapel von Unterlagen und ein Buch mit dem Mafia-Titel «Omertà». Seine Kulisse ist offensichtlich der Konferenzraum eines Hotels, vermutlich in seinem Exil Dubai, sein Kanal ist Twitter.

Innenminister Süleyman Soylu soll im Drogenhandel verwickelt sein

Kaum läuft die Kamera, beginnt der Türke wortreich und gestikulierend mit der Abrechnung. Über eine Stunde lang zieht er über Teile der Regierung her. Und nennt hochkarätige Namen. Zum Beispiel Süleyman Soylu (51), den Peker als «süslü» (auf Deutsch «der Aufgeputzte») verspottet. Der amtierende Innenminister schiebe die Posten von Richtern und Staatsanwälten seinen Freunde zu und sei selber kriminell. So habe Süleyman Solyu im Kokain-Handel aus Venezuela die Finger im Spiel. Solyus Komplize, so Peker, sei kein Geringerer als der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yildirim (65). Erkan Yildirim habe im vergangenen Januar und Februar im Lateinamerika die Drogengeschäfte eingefädelt.

Ebenfalls auf Pekers Abschussliste steht Mehmet Agar (69), ehemaliger Polizeichef sowie Ex-Justiz- und Innenminister. Agars Sohn Tolga (46) habe 2019 eine 18-jährige Journalistin vergewaltigt. Kurz nachdem diese ihren Peiniger bei der Polizei anzeigte, sei die Frau tot aufgefunden worden. Mit der Unterstützung des Innenministers Süleyman Soylu habe Mehmet Agar versucht, den Tod der jungen Kirgisin als Selbstmord zu vertuschen.

In seinem neuesten Video, das an Pfingstsonntag erschien, unterstellt Peker dem Ex-Innenminister, in den 90er-Jahren an der Ermordung der türkischen Journalisten Ugur Mumcu und Kutlu Adali beteiligt gewesen zu sein. Und auch mit Drogen habe Mehmet Agar Dreck am Stecken. So erzählt der Mafiaboss, dass fünf Tonnen für die Türkei bestimmtes Kokain in Mexiko beschlagnahmt worden seien. Empfänger sei eine Chemie-Firma gewesen, die Mehmet Agar und anderen Personen aus AKP-Kreisen gehöre.

Videos des Mafiabosses 14 Millionen Mal geklickt

Überhaupt stecke das politische Ankara tief im Korruptionssumpf. Er habe noch einige Asse im Ärmel, Namen, die er bislang noch nicht nannte, droht Peker weiter. Auch Erdogan persönlich könnte Zielscheibe werden. Ein Neffe des Präsidenten wurde bereits wegen Drogendelikten zu vier Jahren Knast verurteilt.

Beweise legt der Mafiaboss nicht vor. Aber er lockt mit interessanten Indizien. Immer wieder fordert Peker Medien und Ermittlungsbehörden auf, seinen Hinweisen zu folgen. Die Vertrauten Erdogans müssen weniger Strafverfolgung fürchten, vielmehr die Wut des Volkes. Denn Sedat Peker mutierte mittlerweile zum Serienstar. Sieben Videos stehen bereits im Netz. Die «Peker-Tapes» erreichen bis zu 14 Millionen Klicks.

Präsident reagiert nur vorsichtig auf die Angriffe

Erdogan hält, wohl angesichts dieser Popularität, mit Kritik zurück. In einer Rede vor Fraktion seiner Regierungspartei äusserte sich der Präsident vage. «In seinem Kampf gegen Terrororganisationen und kriminelle Organisationen waren wir auf der Seite unseres Innenministers, wir sind auch jetzt auf seiner Seite und werden auch in Zukunft an seiner Seite sein», so Erdogan.

Innenminister Süleyman Soylu leugnet vehement die Vorwürfe. Er werde sicher nicht zurücktreten, versicherte er gegenüber türkischen Medien. Soylus Anwalt hat unterdessen Sedat Peker wegen Beleidigung und Diffamierung angezeigt. Ob es diesen stoppen wird?

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