Plötzlich brach die Funkverbindung ab. Eine Cessna 551 flog über Europa hinweg und löste Einsätze von Eurofightern der Bundeswehr sowie von Kampfjets anderer europäischer Länder aus. Am Ende stürzte die Privatmaschine in die Ostsee.
An Bord befanden sich der deutsche Unternehmer Peter G.* (72), seine Frau Juliane G.* (69), die gemeinsame Tochter Lisa G.* (26) und ihr Lebensgefährte (27). Die Hintergründe für die Tragödie waren bislang unklar. Jetzt liegt ein Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) vor. Mit dem Ergebnis: Es gab ein Problem mit dem Kabinendruck.
Die Maschine war auf dem Weg vom südspanischen Jerez de la Frontera nach Köln (D). Nach 45 Minuten meldete sich Peter G. bei Fluglotsen in Madrid. Er habe Probleme mit der Klimaanlage und bitte deswegen um Erlaubnis, direkt absteigen zu dürfen.
«Wenn der Druck abfällt, muss man Flughöhe abbauen»
Der Lotse verstand aber nich, wohin er absteigen wolle. Der Deutsche wiederholte: «Problems with air condition, eh pressurization, we request rapido descending», heisst es im BFU-Bericht, wie der «Aerotelegraph» berichtet. Hier erwähnt Peter G. neben den Problemen mit der Klimaanlage, auch, dass etwas mit dem Kabinendruck nicht stimmt. Darum bittet er um einen schnellen Abstieg. Er nutzte dafür rapido, das spanische Wort für schnell, um den Lotsen in Madrid die Dringlichkeit zu vermitteln. «Wenn der Druck abfällt, muss man Flughöhe abbauen, dadurch in dichtere Luftschichten gelangen und möglichst rasch landen», sagte Aviatik-Experte Sepp Moser (76) kurz nach dem Absturz.
Im BFU-Bericht heisst es, dass während dieses Funkspruchs «deutliche Hintergrundgeräusche» zu hören waren. Offenbar wusste die Familie, wie ernst die Lage ist. Kurz darauf brach die Verbindung ab. Noch bevor die Fluglotsen die Erlaubnis für den schnellen Abstieg geben konnten.
Wenn sich Gase und Luft im Flugzeug ausdehnen, kann das unangenehme Folgen für Passagiere und Crew haben: Zum Beispiel Schmerzen am Mittelohr, Druck in den Nasennebenhöhlen – es kann gar zu Blutgerinnseln kommen. Für den Körper sind diese Symptome zwar unangenehm, aber auszuhalten.
Er hätte keine Erlaubnis gebraucht
Gefährlich ist aber vor allem Sauerstoffmangel. «Der Sauerstoffgehalt in der üblichen Reiseflughöhe 11'000 Metern beträgt nur noch ein Viertel von dem, was wir am Boden gewohnt sind», erklärte Hanspeter Mettler (70), Präsident der Vereinigung Schweizer Aviatik-Journalisten. «Das ist sehr dramatisch, denn nach 30 Sekunden ist man nicht mehr handlungsfähig.»
In dieser Zeit muss der Pilot dringend seine Sauerstoffmaske aufsetzen und zum Sinkflug ansetzen. «Sonst ist es vorbei!», warnt der Experte. Offenbar hat Peter G. Fehler gemacht, legt der BFU-Bericht nahe.
Der Deutsche hätte einen Notruf absetzen müssen. Zudem hätte er in einer solch gefährlichen Lage nicht um Erlaubnis bitten müssen, einen Sinkflug einzuleiten. Wenn etwas nicht stimmt, wird im Cockpit ein Alarm ausgelöst. Das sollte dem Piloten genug Zeit geben, um tiefer zu fliegen und notzulanden. Sinkt das Flugzeug, bekommen die Personen an Bord wieder genug Sauerstoff. Stattdessen wurde die Familie offenbar bewusstlos, bevor die Cessna schliesslich in die Ostsee stürzte. (jmh)
* Namen bekannt