Sie wollten die Stadt um jeden Preis erobern. Am Samstag schliesslich hat die Schlacht ein Ende. Die Russen vermelden, dass Bachmut eingenommen ist. Als Ergebnis der Offensivaktionen der Wagner-Einheiten mit Unterstützung der Artillerie und der Luftwaffe «wurde die Befreiung der Stadt Artemowsk abgeschlossen», teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es benutzte dabei den aus der Sowjetzeit stammenden Namen von Bachmut. Damit endete der am längsten andauernde und blutigste Kampf des seit Februar 2022 andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Die vor Beginn des Krieges 70'000 Einwohner zählende Stadt ist weitgehend zerstört und verlassen. Die Einnahme von Bachmut hatte jedoch angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit grossen Verlusten für beide Seiten hohe symbolische Bedeutung erlangt.
Sieg wird als «historisches Ereignis» gefeiert
Der russische Präsident Wladimir Putin (70) habe den Wagner-Einheiten und der Armee gratuliert, berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf eine Erklärung des Kremls. Und auch das Staatsfernsehen berichtet stolz über die Eroberung.
Im TV wurde der Sieg als «historisches Ereignis» gefeiert. Der Grund: Da die grossen Erfolge in der Ukraine ausbleiben, versuche Putin nun die Eroberung von Bachmut als grossen Sieg zu überhöhen, schreiben Militär-Experten vom Institute for the Study of War (ISW) in ihrer Analyse.
Das haben auch russische Kriegsberichterstatter, sogenannte Milblogger erkannt, wie das ISW weiter schreibt. Die Eroberung sei lediglich ein weiterer Schritt im Krieg. Ein Blogger erklärte: «Bachmut ist nicht Berlin.» Damit bezieht er sich auf den Zweiten Weltkrieg (1939–1945), als die russische Armee Berlin eroberte und damit den Zweiten Weltkrieg, gemeinsam mit Grossbritannien, Frankreich und den USA beendete.
Russen rüsten sich für Kiews Gegenoffensive
Hinzukommt: Ganz eingenommen ist Bachmut offenbar nicht. Trotz der Versuche russischer Kräfte, «die Kontrolle über die ganze Stadt zu erlangen», verteidigten ukrainische Einheiten weiterhin «mehrere Gebäude und eine Reihe von Befestigungen im südwestlichen Teil Bachmuts», sagte der Sprecher des Ostkommandos der ukrainischen Armee, Serhij Tscherewatyj, am Sonntagabend im ukrainischen Fernsehen.
Gleichzeitig warnen Milblogger vor der geplanten Gegenoffensive der Ukrainer. Die russische Offensive im Winter hat den Verlauf der Front kaum verändert. Jetzt erwartet Russland und der Westen, dass Kiew wieder die militärische Initiative ergreift.
Seit einigen Wochen konzentrieren sich die russischen Truppen auf die Defensive und versuchen die mehr als 800 Kilometer lange Front zu sichern – mit Panzergräben, Panzersperren und Schützengräben. Stellenweise gibt es drei Verteidigungslinien. Die extreme Länge der Front macht es allerdings schwer, vorauszusehen, wo Kiew angreifen wird. (jmh/AFP)