Der Fall schockierte damals ganz Norwegen: Im Freizeitgebiet Baneheia im Süden Norwegens wurden im Mai 2000 die Leichen von zwei kleinen Mädchen, acht und zehn Jahre alt, gefunden – die beiden kleinen Mädchen wurden nach einem Badeausflug vergewaltigt und getötet.
Daraufhin wurden mit Jan Helge Andersen (43) und Viggo Kristiansen (44) zwei Verdächtige festgenommen. Andersen sagte gegen seinen Freund Kristiansen aus – und obwohl dieser seine Unschuld beteuerte, bekam er mit 21 Jahren Haft die Höchststrafe. Andersen bekam 19 Jahre. Nun zeigte sich jedoch: Kristiansen ist unschuldig und muss entschädigt werden, das berichtet das norwegische Newsportal NRK.
Anwalt verlangt höhere Entschädigung
2022 wurde das Verfahren erneut aufgenommen, woraufhin sich abzeichnete: Andersens Aussagen, dank denen sein angeblicher Komplize in den Knast wanderte, warfen plötzlich starke Zweifel auf, gleichzeitig entlasteten DNA-Beweise Kristiansen. So wurde klar, dass er sich zum Tatzeitpunkt nicht in Baneheia befand. Er wurde aus dem Gefängnis entlassen – nach fast 21 Jahren.
Nachdem sich neben der Polizei auch die Justizministerin Emilie Enger Mehl (30) offiziell entschuldigt hatte, wurde am Dienstag bekannt, dass der Norweger eine Entschädigung enthalten wird. Und die hat es in sich: 55 Millionen norwegische Kronen, umgerechnet rund 4,6 Millionen Franken – für seinen Anwalt Brynjar Meling (56) nicht genug. Dieser verlangt mehr Geld.
90 Millionen Kronen
Meling kündigte an, dass er eine Klage vorbereiten wird. Darin wird er die Differenz zwischen den bereits zugesprochenen 55 Millionen Kronen und den gewünschten 90 Millionen Kronen (7,5 Millionen Franken) einfordern. Zu NRK sagte er zuvor: «Wir halten die Entschädigung für zu niedrig.»
Justizministerin Mehl kündigte ausserdem eine Untersuchung an, ob in Kristiansens Fall möglicherweise ein Versagen von Polizei und Justiz vorliegt. Weiter geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Andersen hinter beiden Morden steckt. In der kommenden Woche wird der Prozess fortgesetzt – wobei man erwartet, dass Kristiansen gegen Andersen aussagen wird. (zun)