Viele Amerikaner halten trotzdem zu Trump
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Nach CNN-Interview:Viele Amerikaner halten trotzdem zu Trump

Er verhöhnt Justiz und beleidigt Reporterin
Trump, ungebremst und ungefiltert

Er reiht Lüge an Lüge – und wird auch durch die Wahrheit nicht gebremst: Donald Trump hat mit einem seiner seltenen Auftritte bei CNN die Linke empört und die Rechte belustigt.
Publiziert: 11.05.2023 um 04:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2023 um 07:36 Uhr
Schenkten sich nichts: Donald Trump im Kreuzverhör der CNN-Moderatorin Kaitlan Collins.
Foto: Screenshot CNN

Wenn Donald Trump (76) auf die Bühne tritt, ist Spektakel garantiert. Das hat er am Mittwochabend einmal mehr bewiesen. Er war bei CNN zu einer Bürgerfragestunde geladen – einem Live-Auftritt, an dem er sich nebst den Fragen von Kaitlan Collins auch den Fragen der Wählerinnen und Wähler stellen musste.

Dass aus Donald Trump ein geläuterter Staatsmann werden würde, war nicht erwartet worden. Und so kam es, wie es kommen musste: Er reihte wilde Anschuldigung an Lüge, Attacke an Übertreibung, verhöhnte die Justiz – um dazwischen noch wie gewohnt einige Superlative seiner Fähigkeiten und Erfolge einzustreuen. Dafür wurde er immer wieder von seinen Anhängern im Publikum beklatscht. Moderatorin Collins beleidigte er, weil sie darauf beharrte, Antworten zu erfahren und immer wieder seine Unwahrheiten berichtigte.

Er lügt über die Wahl 2020

Gleich zu Beginn des Auftritts wiederholte er seine Lüge, der Wahlsieg 2020 sei ihm gestohlen worden. «Ich denke, wenn man sich das Ergebnis anschaut, und wenn man sich anschaut, was bei dieser Wahl passiert ist, wenn man nicht ein sehr dummer Mensch ist, dann sieht man, was passiert ist.» Als Collins ihn korrigierte und darauf hinwies, dass mehrere Gerichte ihn widerlegen, blieb er bei seiner Behauptung und warf Collins vor, sie verfolge eine politische Agenda.

Er beschuldigt Vize Mike Pence

Trump will sich auch mehr als zwei Jahre nach der Stürmung des US-Kapitols nicht bei seinem damals von ihm an den Pranger gestellten Vize Mike Pence entschuldigen. «Er ist ein sehr netter Mann. Er hat einen Fehler gemacht.» Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 den Parlamentssitz in Washington erstürmt, weil dort die formale Bestätigung von Bidens Sieg stattfinden sollte. Trump hatte zuvor von Pence gefordert, die rein zeremonielle Aufgabe zu blockieren.

Er verhöhnt Justiz

Gerade erst ist er wegen sexuellen Missbrauchs und einer Zahlung von Schadenersatz verurteilt worden – und er wäre nicht Trump, würde er auch das als Hexenjagd gegen ihn ansehen. «Dies ist eine erfundene Geschichte», sagte Trump. Er habe während des Verfahrens nicht persönlich ausgesagt, weil es eine «abgekartete Sache» gewesen sei, so Trump. Der Richter sei «furchtbar» gewesen. Über das Opfer, die US-Autorin Jean Carroll, sagt er: «Diese Frau kenne ich nicht. Ich habe sie nie getroffen. Ich habe keine Ahnung, wer sie ist.»

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Er will Kapitolstürmer begnadigen

Trump hat in Aussicht gestellt, für die Stürmung des US-Kapitols vor mehr als zwei Jahren verurteilte Randalierer im Falle seines Wiedereinzugs ins Weisse Haus auf freien Fuss zu setzen. «Ich bin geneigt, viele von ihnen zu begnadigen.» Auf die Frage, ob er auch Mitglieder der rechtsextremen Proud Boys begnadigen würde, antwortete er ausweichend: «Ich müsste mir ihren Fall ansehen.» Er könne aber sagen, dass man in Washington keinen fairen Prozess bekomme.

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Er könnte Ukraine-Krieg «in 24 Stunden beenden»

Auf die Frage, ob er der Ukraine weiter Geld und Waffenlieferungen zur Verfügung stellen würde, sollte er die Präsidentenwahl 2024 gewinnen, sagte er: «Ich möchte, dass Europa mehr Geld zur Verfügung stellt, weil sie uns auslachen. Sie denken, wir sind ein Haufen Idioten.»

Trump beharrte erneut auf seiner Behauptung, er könne den seit mehr als 14 Monaten anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine in 24 Stunden beenden. Auf die Frage von Moderatorin Kaitlan Collins, ob Russlands Präsident Wladimir Putin ein Kriegsverbrecher sei, sagte Trump: «Wenn Sie sagen, dass er ein Kriegsverbrecher ist, wird es viel schwieriger sein, einen Deal zu machen.»

Er «durfte» geheime Dokumente mitnehmen

Trump behauptete, er habe nach dem Presidential Records Act «jedes Recht» gehabt, geheime Dokumente mitzunehmen, nachdem er das Weisse Haus verlassen hatte. «Ich hatte jedes Recht, es zu tun, ich habe kein Geheimnis daraus gemacht. Wissen Sie, die Kisten standen vor dem Weissen Haus, die Leute haben Fotos davon gemacht.»

Collins korrigierte Trump und sagte, dass der Presidential Records Act nicht besagt, dass ein ehemaliger Präsident Dokumente mit nach Hause nehmen kann, sondern dass sie Eigentum der Bundesregierung sind, wenn ein Präsident nicht mehr im Amt ist. Collins fragte mehrmals, warum Trump gewartet habe, um geheime Dokumente zurückzugeben, wenn er wisse, dass die Bundesregierung sie suche und ihn vorlade, sie zurückzugeben. Trump antwortete nicht auf die Frage, sondern beschimpfte Collins. «Es ist ganz einfach – Sie sind ein böser Mensch, das sage ich Ihnen.»

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Dass CNN Trump eine Plattform gibt, kommt nicht überall gut an. Alexandria Ocasio-Cortez, eine der schärfsten Kritikerinnen von Trump, schäumt vor Wut. Sie schreibt auf Twitter: «CNN sollte sich schämen. Sie haben die vollständige Kontrolle über diese Bürgerfragestunde verloren und lassen sich erneut manipulieren, um Desinformation über Wahlen zu verbreiten, den 6. Januar zu verteidigen und ein Opfer sexuellen Missbrauchs öffentlich anzugreifen. Das Publikum feuert ihn an und lacht über die Moderatorin.» (neo)

Mit Material der SDA

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