Es waren Szenen wie aus einem düsteren Hollywood-Film. Ein wütender Mob stürmte, angestachelt von Donald Trump (75), am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington DC, direkt in das Herz der Demokratie.
Der abgewählte US-Präsident wiederholte in seiner Rede zuvor die Behauptung, dass die US-Wahlen manipuliert seien, und befeuerte damit die Wut, die Verzweiflung und den Hass vieler. Und das zeigte Wirkung. Wie entfesselt, polterte die Meute nach Trumps Auftritt los – und machte ihrem Ärger Luft. Im Zuge der Ausschreitungen kamen insgesamt fünf Menschen zu Tode, mehr als hundert Polizisten wurden verletzt.
Nun wurde der erste Kapitol-Chaot verurteilt. Paul Hodgkins (38) aus dem US-Bundesstaat Florida muss für acht Monate in den Knast, wie US-Medien berichten. Dazu muss er 2000 US-Dollar Entschädigung für die Schäden am Gebäude zahlen. Umgerechnet 1800 Franken.
Bat den Richter darum, nicht ins Gefängnis zu müssen
Damit kommt der 38-Jährige mit einem blauen Auge davon. Die Staatsanwaltschaft hatte eine 18-monatige Haftstrafe für den Mann gefordert. Als besonders schwerwiegend sah sie an, dass Hodgkins mit Ausrüstung wie Schutzbrille sehr weit in die Räume des Kapitols eingedrungen sei, um den friedlichen Machtübergang zu stören. Das unterscheide ihn von anderen, die sich hätten mitreissen lassen. Der Richter hielt dem Mann zu Gute, dass er früh gestanden und erklärt hatte, seine Tat zu bereuen.
Zudem störte er damals die Auszählung der Stimmen im Kongress, tigerte 15 Minuten in der Senatskammer umher und schwenkte eine Trump-Flagge. «Obwohl Herr Hodgkins nur ein Mitglied eines grösseren Mobs war, nahm er aktiv und absichtlich an einer Veranstaltung teil, die nicht nur die Sicherheit des Kapitols, sondern die Demokratie selbst bedrohte», sagte Richter Randolp Moss bei der Urteilsverkündung.
Der Trump-Chaot hatte beim Prozess darum gebeten nicht ins Gefängnis zu müsse. Er habe gar nicht das Kapitol stürmen wollen. Das sei nie sein Plan gewesen, als er nach Washington reiste. Und er habe sich bei den Polizisten im Kapitol für die Stürmung entschuldigt.
Beim Prozess zeigte sich Hodgkins voller Reue: «Ich kann ohne den geringsten Zweifel sagen, dass ich meine Handlungen in Washington aufrichtig bereue und bedauere.»
Weitere Verurteilungen dürften folgen. Aktuell wird wegen des Sturms auf das Kapitol gegen über 400 Personen ermittelt.
Barrikaden werden nun abgebaut
Mehr als sechs Monate nach dem Sturm auf das US-Parlament wurde nun mit dem Abbau der Absperrungen rund um das Kapitol begonnen. Arbeiter entfernten Stäbe, die Abschnitte des 2,40 Meter hohen schwarzen Metallzauns miteinander verbanden, der in den Tagen nach den gewaltsamen Unruhen Anfang Januar errichtet worden war.
Den Arbeitern zufolge sollte die Entfernung des Zauns selbst am Samstagmorgen beginnen. Der Abbau werde voraussichtlich das ganze Wochenende dauern. Auch danach wird das Kapitol weiter für die Öffentlichkeit gesperrt bleiben.
Rings um den Sitz des US-Kongresses gelten seit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. (jhm/AFP)