Donald Trump hätte sehr gute Gründe, nicht mit Michael Wolff zu sprechen. Er tat es aber doch – für die Aufmerksamkeit. Nun legt der Enthüllungsjournalist mit «Landslide» (deutsche Ausgabe: «77 Tage») sein drittes Trump-Buch vor, in der es vor allem um die Wahlbetrugslüge und den Sturm aufs Kapitol geht.
«Niemand in seinem Umkreis glaubte, dass er die Wahl gewonnen hatte», erzählt Wolff in einem Interview mit dem «Spiegel». Aber seine Mitarbeiter im Weissen Haus hätten ihm nach der Wahl «immer nur gute Nachrichten bringen» wollen. «Und auf einmal sagten ihm alle, sie hätten über ‹inoffizielle Kanäle› gehört, dass Merkel, Macron und Boris Johnson seine Anfechtung der Wahlniederlage unterstützten.»
Trump hält Merkel für seinen «grossen Fan»
Wolff habe Trump bei einem Treffen in Mar-a-Lago auf Merkel angesprochen, «weil ich erwartete, dass er schreckliche Dinge über sie sagen würde. Ich dachte mir: Oh, das wird gut auf dem deutschen Markt ankommen. Aber dann sagte er: ‹Nein, nein, nein: Angela, die ist wirklich ein grosser Fan.›»
Wolff beschreibt Trump als amtsunfähig. «Es ist gefährlich, weil er wahnsinnig ist, in einer ganz anderen Realität lebt und es dennoch schafft, einen guten Teil des Landes mit sich zu ziehen.» Den Kapitol-Sturm begreife er immer noch nicht. Seine fanatischen Anhänger nenne er «die grossen Ungewaschenen».
Der Ex-Präsident will Aufmerksamkeit – egal von wem
Seit dem Ende seiner Amtszeit lebt Trump in Mar-a-Lago. Dort wickelt er laut Wolff mitten in der Lobby seine Geschäfte ab. Abends halte er auf der Terrasse jeden Abend Hof: «Ein kleines rotes Seil trennt den Bereich ab, in dem er und Melania sitzen. Es ist nicht wirklich ein Dinner, die beiden sind eher wie das Brautpaar bei einer Hochzeitsparty. Die Leute kommen und küssen seinen Ring, bildlich gesprochen, während er die ganze Zeit Monologe hält.»
Es sei Trump egal, mit wem er spreche. «Wer gerade vor ihm steht, der bekommt es ab. Auch ich wurde zu einer Requisite: Michael Wolff, der tollste Schriftsteller der Welt, bla bla bla.»
«Er fragte alle: Wird sie auspacken?
Überrascht habe Wolff, wie «grossartig» Trump ausgesehen habe: «Die meisten Präsidenten sehen anschliessend wirklich älter aus, als hätten sie eine sehr harte Zeit hinter sich gehabt. Trump sah fantastisch aus.»
Zudem sei ihm Trumps Interesse an der inhaftierten Ghislaine Maxwell (59), Ex-Freundin des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein (†66), aufgefallen: «Er fragte alle: Wird sie jemanden verraten? Was wird sie sagen? Wird sie auspacken?» Laut Wolffs Quellen glaubte Trump, dass Epstein im Gefängnis ermordet wurde und keinen Suizid beging. Persönlich ansprechen konnte er das Thema mit dem Ex-Präsidenten jedoch nicht. (kin)