Er plante Terror-Anschlag
Belgischer Ex-Scharfschütze tot aufgefunden

Seit vier Wochen läuft die Fahndung nach dem terrorverdächtigen Soldaten Jürgen C. (46). Jetzt ist in Ostbelgien eine Leiche gefunden worden: Es handelt sich um den Ex-Scharfschützen.
Publiziert: 20.06.2021 um 15:09 Uhr
|
Aktualisiert: 21.06.2021 um 08:04 Uhr
1/6
In Ostbelgien ist eine Leiche gefunden worden. Es handelt sich dabei um den ehemaligen Scharfschützen Jürgen C. (46).
Foto: keystone-sda.ch

Der wochenlang gesuchte terrorverdächtige Soldat Jürgen C. ist in Belgien tot aufgefunden worden. Dies bestätigte die belgische Staatsanwaltschaft am Sonntagabend vor Journalisten. Bei einer von einem Jäger entdeckten Leiche handele es sich tatsächlich um den 46-Jährigen. Damit endet eine beispiellose Fahndung und die Terrorfurcht vor dem mutmasslichen Rechtsextremisten.

Der belgische Berufssoldat war am 17. Mai nach Todesdrohungen gegen den prominenten Virologen Marc Van Ranst in der Nähe des Nationalparks Hoge Kempen in der Region Limbourg verschwunden. Der Fundort der Leiche in Dilsen-Stockem liegt in der Nähe. Die Grenzen zu den Niederlanden und zu Deutschland sind nur wenige Kilometer entfernt. Als Todesursache vermutet die Staatsanwaltschaft Selbsttötung mit einer Schusswaffe.

Nach C.s Verschwinden wurde befürchtet, dass der Berufssoldat einen Anschlag auf staatliche Strukturen oder öffentliche Personen plant. Im abgestellten Auto des Gesuchten war nach Angaben der Behörden ein «verdächtiger Mechanismus» gefunden worden, möglicherweise eine Sprengvorrichtung. In dem Wagen lagen ausserdem schwere Waffen. Gegen den Mann wurde wegen versuchten Mordes und illegalen Waffenbesitzes in einem terroristischen Kontext ermittelt.

Wochenlange Suche endet


Wochenlang lief eine beispiellose Suchaktion. Die Armee half mit Hunderten Soldaten, gepanzerten Fahrzeugen und Kampfhubschraubern, Interpol wurde eingeschaltet. Die Fahndung verschlang nach einem Bericht der Zeitung «Le Soir» bis Mitte Juni rund 650'000 Euro.

Das Verschwinden des 46-Jährigen zog zudem politische Kreise. Denn wegen rechtsextremer Sympathien stand C. auf einer Verdächtigenliste der belgischen Anti-Terror-Behörde Ocam. Trotzdem hatte C. direkten Zugang zur Waffenkammer seiner Armee-Einheit.

Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder musste mehrfach vor belgischen Parlamentsabgeordneten Rede und Antwort stehen. Die Eintragung des Soldaten als Gefährder der Stufe drei von vier auf der Terroristenliste wurde nach Regierungsangaben nicht rechtzeitig an den Geheimdienst SGRS weitergeleitet.

Chefvirologe Van Ranst hatte sich am Sonntag erleichtert über die wahrscheinliche Aufklärung des Falls geäussert. Es sei aber noch nicht klar, wann er mit seiner Familie sein staatlich gesichertes Versteck verlassen könne, sagte er der Nachrichtenagentur Belga. Die Anti-Terror-Behörde Ocam erklärte: «Auf Basis der neuen Informationen, die jetzt aus den Ermittlungen verfügbar sind, besteht keine unmittelbare Bedrohung mehr.»

Fehler gefunden? Jetzt melden