John Bercow (59) hat weltweit Kult-Status erlangt. Der ehemalige Sprecher des britischen Unterhauses ist für seine «Order!»-Rufe bekannt geworden. Im Oktober 2019 gab der Mann mit einer Vorliebe für bunte Krawatten sein Amt ab.
Nun ist klar: In den Parlaments-Betrieb zurückkehren wird er nicht mehr. Am Dienstag veröffentlicht ein unabhängiges Gremium des Parlaments einen Bericht.
Darin werden schwere Vorwürfe gegen den 59-Jährigen erhoben. Er habe «systematisch gelogen» und «systematisch gemobbt», heisst es. Der Mann, der einst für seine authentische Art gefeiert wurde und sogar bei einem Bundesrats-Treffen eine Blick-Krawatte trug, scheint tief gefallen.
«Sollte niemals Parlaments-Pass erhalten»
Die Ergebnisse der Untersuchung wiegen schwer. Sein Verhalten sei «weit unter dem Niveau» gelegen, das man von einem Mitglied des Parlaments erwarten könne, heisst es weiter. Er habe «Macht- und Autoritätsmissbrauch» betrieben.
Das Fazit des Berichts: «Wäre Mr. Bercow heute noch ein Mitglied dieses Hauses, sollte er ausgeschlossen werden.» Bercow sollte daher «niemals» einen Pass erhalten, um das Parlamentsgebäude uneingeschränkt betreten zu können.
Fast gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Berichts äusserte sich auch Bercow selbst zu den Vorwürfen. Darin wies der Kult-Speaker die Anschuldigungen zurück. Die Untersuchungen gegen ihn seien «voreingenommen, amateurhaft und ungerecht», so der Brite.
Bercow wehrt sich gegen Vorwürfe
Er habe «niemals» irgendjemanden gemobbt oder systematisch gelogen, sagt der ehemalige Abgeordnete in einer Stellungnahme. «Das Parlament ist das höchste Gericht in diesem Land. Dass eine solche Untersuchung über 22 Monate durchgeführt wird und dem Steuerzahler hohe Kosten verursacht, zeigt das gnadenlose Scheitern der Untersuchungskommission», so Bercow.
Das Gremium empfehle lediglich, dass er niemals einen Pass zum ständigen Betreten des Parlaments erhalte. «Einen solchen Pass habe ich mir aber nie gewünscht und ich will ihn auch nicht. Daher ist die ganze Untersuchung völlig absurd.» Denn es sei ihm nach wie vor möglich, bei Debatten dabei zu sein, «entweder mit der Hilfe eines anderen Pass-Besitzers oder als einfaches Mitglied der Öffentlichkeit.» (zis)