Er frisst Kunststoff im Meer
Forscher entdecken hungrigen Super-Pilz

Bestimmte Pilzarten können Plastik umwandeln. Für unsere verschmutzen Ozeane ist das ein Hoffnungsschimmer. Ein Forscherteam hat nun eine weitere Pilzart mit dieser Eigenschaft gefunden.
Publiziert: 11.06.2024 um 19:18 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2024 um 11:30 Uhr
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Immer mehr Plastik verschmutzt unsere Ozeane und Gewässer.
Foto: DUKAS
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Fabienne MaagPraktikantin News

Rund fünf bis 12 Millionen Tonnen Plastik landen gemäss WWF jährlich in den Meeren. Der Grossteil davon schwimmt nicht an der Oberfläche, sondern sinkt ab auf den Meeresboden ab. Von dort kann man das Plastik nur schwer herausfischen.

Viele Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich nun mit der Frage, wie man den Kunststoff, der die sensiblen Ökosysteme schädigt, wieder aus den Meeren herausbekommt. Besonders interessant werden dabei Bakterien und Pilze, die Plastik abbauen können. Bis dato sind schon einige Bakterien- und vier Pilzarten mit dieser Eigenschaft bekannt.

Plastikfressende Organismen sollen helfen

«Pilze gelten als die ‹Meister des Abbaus›, da sie eine Fülle von Verdauungsenzymen verwenden, was sie auch zu potenziellen Kandidaten für den Plastikabbau macht», erklärt Annika Vaksmaa vom Königlich niederländischen Institut für Meeresforschung (NIOZ), gegenüber «Focus». Vaksmaa und ihr Team haben sich den Meeren zuliebe auf die Suche nach weiteren plastikfressenden Pilzen gemacht. Dafür haben sie bei einer Expedition Plastik aus dem Nordpazifik eingesammelt und diesen anschliessend im Labor untersucht. 

Und tatsächlich waren die Forscherinnen und Forscher erfolgreich. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass der Pilz Parengyodontium album (P. album) fähig ist, den oft verwendeten Kunststoff Polyethylen (PE) abzubauen – wenn auch sehr langsam. 

Der Pilz verwandelt den Plastik in Kohlendioxid, jedoch in solch geringen Mengen, dass keine klimarelevanten Schäden entstehen würden. Einen Teil des Stoffes Polyethylen baue der Pilz zudem in seine Zellwand ein.

Sonnenlicht ist notwendig

Generell funktioniere die Verdauung aber nur bei PE, das «zumindest für kurze Zeit UV-Licht ausgesetzt war. Das bedeutet, dass der Pilz im Ozean nur Plastik abbauen kann, der zunächst nahe der Oberfläche geschwommen ist», betont Vaksmaa. 

Da der meiste Plastik jedoch zum Meeresboden absinkt, könne der neu entdeckte Pilz diese Mengen wohl nicht abbauen. Die Forscher gehen dennoch davon aus, dass in den Tiefen des Ozeans womöglich weitere Pilz- und Bakterienarten leben, die Plastik abbauen können. Diese müsse man jedoch noch weiter erforschen.

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