Heimlich hielt sich der israelische TV-Journalist Gil Tamary in der für die Muslimen heiligen Stadt Mekka in Saudi-Arabien auf. Und das, obwohl der Zutritt für Nicht-Muslime verboten ist.
Als wäre das nicht schon genug, filmte der Journalist, der für den israelischen Nachrichtensender Channel 13 arbeitet, seinen Städte-Trip gar noch. Ein etwa zehn Minuten langes, auf Twitter veröffentlichtes Video seiner Reise sorgte in den sozialen Medien für mächtig Empörung. Bewusst ignorierte der israelische Journalist, der am Rande des Besuchs von US-Präsident Joe Biden (79), im Land war, Strassenschilder für «Nicht-Muslime».
«Klarer Verstoss gegen die Vorschriften»
Er prahlte gar damit, er sei der erste israelische Journalist, dem dies gelungen sei. Im Zusammenhang mit dem illegalen Besuch von Tamary hat Saudi-Arabien nun einen Landsmann festgenommen, der dem Journalisten geholfen haben soll.
Der Verhaftete soll Tamary, der auch US-Staatsbürger sei, nach Mekka gebracht und ihm den Zugang ermöglicht, sagte ein Sprecher der örtlichen Polizei laut einem Bericht der Staatsagentur SPA vom Freitag. Der Zugang «über einen Weg, der eindeutig für Muslime bestimmt ist», sei ein «klarer Verstoss gegen die Vorschriften», so der Sprecher.
«Alle Ankömmlinge im Königreich müssen die Vorschriften respektieren und diese befolgen, vor allem diejenigen mit Bezug auf die heiligen Stätten», sagte Mekkas Polizeisprecher laut SPA. «Jeder Verstoss wird als nicht hinzunehmende Straftat betrachtet.»
Kritik kam auch von Israels Minister für Regionale Entwicklung. Tamary entschuldigte sich später auf Twitter und erklärte, er habe «die Bedeutung von Mekka und die Schönheit der Religion» zeigen wollen. Er habe Muslime und auch andere Menschen mit dem Besuch nicht beleidigen wollen.
Droht dem Journalisten ein Einreise-Verbot?
In Mekka steht unter anderem die Grosse Moschee mit dem schwarzen Kubus namens Kaaba, der heiligsten Stätte für Muslime. Der Zutritt ist nur Muslimen gestattet. Das trifft auf den Israeli nicht zu.
Seit Öffnung des Landes für Touristen im Jahr 2019 gab es vereinzelt Berichte von nicht-muslimischen Reisenden, die – entgegen der Vorschriften – ebenfalls in die Stadt reisten. Die Regierung versucht im Rahmen eines Wirtschaftsumbaus, Touristen ins Land zu locken und damit neue Einnahmen abseits des Öl-Geschäfts zu generieren.
Welche strafrechtlichen Folgen Tamary in Saudi-Arabien drohen, ist unklar. Der Fall sei wie der des verhafteten Saudis an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, berichtete SPA. Es würden «die laut Vorschriften notwendigen Schritte gegen (Tamary) unternommen». Dem Mann könnte künftig etwa die Einreise nach Saudi-Arabien verweigert werden. (SDA/dzc)