Die bisherigen Erfahrungen mit muslimischer Seelsorge in den Bundesasylzentren seien positiv, bilanziert das Staatssekretariat für Migration (SEM). Es hat das Pilotprojekt, das seit Anfang 2021 lief, deshalb bis Ende 2022 verlängert und will das Angebot danach – wenn möglich – dauerhaft einführen.
Man suche derzeit nach Möglichkeiten, um die langfristige Finanzierung der muslimischen Seelsorge sicherzustellen und diese «in eine stabile Regelstruktur zu überführen», teilt das SEM mit.
Nicht nur Asylsuchende suchen Hilfe
Es bestehe «eine grosse Nachfrage nach dieser Dienstleistung», heisst es in einer neuen Studie des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft (SZIG) der Universität Freiburg, das das Projekt begleitet.
So würden die Seelsorgenden einerseits von Asylsuchenden gerne in Anspruch genommen. Andererseits seien sie angesichts ihrer religiösen, kulturellen und sprachlichen Kompetenzen wertvolle Ansprechpartner für das in den Bundesasylzentren tätige Betreuungs-, Sicherheits- und Pflegepersonal.
Als externe Personen, die auch Alltagssituationen in den Bundesasylzentren miterlebten, «nehmen die Seelsorgenden vielfach eine konfliktdeeskalierende Rolle ein», heisst es in der SZIG-Studie.
Weiterbildung für Seelsorgende
Die Studienautoren empfehlen angesichts der grossen Nachfrage, das Zeitbudget für die muslimische Seelsorge zu erhöhen. Sie regt auch an, dass die interprofessionelle und interreligiöse Zusammenarbeit in den Zentren verstärkt wird sowie diverse strukturelle Verbesserungen vorgenommen werden.
Zudem sollen laut Studie Weiterbildungsangebote geschaffen werden, damit «die Seelsorgenden in ihrer Aufgabe gestärkt und für Herausforderungen angesichts einer grossen Diversität der in den Bundesasylzentren lebenden Personen sensibilisiert werden».
Auch Tessin soll abgedeckt werden
Ein erstes Pilotprojekt war in den Jahren 2016 und 2017 in der Region Zürich durchgeführt worden. Seit 2021 läuft nun das Projekt «Muslimische Seelsorge in Bundesasylzentren», die das Seelsorgeangebot der Landeskirchen ergänzt.
Im vergangenen Jahr beschäftigte das SEM im Rahmen dieses Projekt in acht Bundesasylzentren in den Asylregionen Zürich, Westschweiz und Ostschweiz fünf muslimische Seelsorgende, darunter eine Frau. Sie teilen sich 2,3 Vollzeitstellen. Ab Februar wird auch im Tessin ein Seelsorger tätig sein, wie es in der Mitteilung heisst. (SDA)