Auf einen Blick
- Amokfahrt in Magdeburg: Fünf Tote und 200 Verletzte auf Weihnachtsmarkt
- Überlebender Marco Forcintini erlitt schwere Verletzungen und schildert den Vorfall
- BMW raste über Weihnachtsmarkt, tötete vier Frauen und einen 9-jährigen Jungen
Marco Forcintini (39) wirft einen kurzen Blick aufs Handy. Die Nachricht, die er liest, zaubert ihm ein Lächeln auf das Gesicht. In der nächsten Minute ist alles anders. Forcintini sieht, wie ein schwarzer BMW auf ihn zurast.
Der blutige Anschlag von Magdeburg erschüttert die Menschen über die Grenzen Deutschlands hinaus. Am Freitagabend raste der Saudi Taleb A.* (50) mehrere Meter über einen Weihnachtsmarkt im Stadtzentrum. Für vier Frauen (†52, †45, †75, †67) und einen kleinen Bub (†9) kam jede Hilfe zu spät. Sie starben.
«Ich freute mich – dann sah ich den Wagen»
Neben den fünf Todesopfern wurden 200 Menschen teils schwer verletzt. Sie liegen mit Knochenbrüchen, inneren Blutungen und Organschäden in den umliegenden Spitälern. Forcintini gehört zu den Überlebenden der Todesfahrt. Er hat zwei gebrochene Beine und Sprunggelenke, muss quälende Schmerzen aushalten.
Im Gespräch mit «Bild» schildert der 39-Jährige die Sekunden, bevor A. ihn mit dem SUV erfasste. «Meine Freundin und ich kamen am frühen Abend an. Wir kommen aus Wolfsburg und fahren schon einige Jahre nach Magdeburg zum Weihnachtsmarkt, weil er mit seiner Eisbahn und der gemütlichen Atmosphäre so wunderschön ist.» Für den VW-Controller jeweils ein Highlight. «Nach der Ankunft schaute ich kurz auf das Handy und las von der Tarifeinigung bei VW. In der Sekunde, als ich mich darüber freute, passierte es.» Forcintini sah das Auto auf sich zurasen.
Fuss war um 90 Grad verdreht
«Mich erwischte der BMW voll, ich flog durch die Wucht des Aufpralls über das Auto. Danach weiss ich nichts mehr. Ich lag wohl anderthalb Stunden auf der Strasse, eine Ärztin kümmerte sich um meinen Fuss, der im 90-Grad-Winkel verdreht war.» Schliesslich sei er ins Spital gekommen. Nun habe er eine Operation vor sich. Seine Freundin blieb glücklicherweise unverletzt.
«Bild» sprach nach der Amokfahrt auch mit Anne (40) und Matthias (49). Sie wurden ebenfalls verletzt. Anne erlitt schwere Prellungen im Gesicht. Sie erzählt: «Wir hatten uns auf ein Grünkohl-Essen auf dem Weihnachtsmarkt gefreut.» Plötzlich habe der BMW die beiden getroffen, Anne flog mehrere Meter durch die Luft. Sie wurde ohnmächtig, lag lange auf dem kalten Boden. «Ich weiss nicht, was passiert ist. Irgendwann bin ich aufgewacht. Ich dachte, ich wäre in einem Traum.» Die 40-Jährige und ihr Mann sind froh, dass sie noch leben. «Das hätte anders ausgehen können», sagt Anne. Derweil hätten sie sich geeinigt, nie mehr, an einen Weihnachtsmarkt zu gehen.
* Name bekannt