Auf einen Blick
- Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
- Amokfahrer Taleb A. tötet mindestens fünf Menschen
- Verletzte kämpfen teils noch um ihr Leben
Es sollte ein ausgelassener Abend werden und endete in einer Tragödie: der Magdeburger Weihnachtsmarkt. Am Freitagabend raste Taleb A.* (50) mit einem gemieteten BMW in die dort versammelte Menge und verletzte über 200 Menschen. Während Dutzende heute noch um ihr Leben kämpfen, kam für fünf Menschen jede Hilfe zu spät. Besonders tragisch: Unter den Todesopfern ist auch ein neunjähriges Kind. Jetzt meldet sich dessen Mutter zu Wort.
«André hatte keinem was getan – wieso du, wieso nur?», mit diesen Worten verabschiedet sich Désirée G.* auf Facebook von ihrem Sohn. Sie teilt ein Bild von ihm, will, dass er nicht vergessen geht. «Lasst meinen kleinen Teddybären nochmal um die Welt fliegen», beginnt sie ihren Post. André sei jetzt bei seinen Grosseltern im Himmel. «Sie haben dich sehr vermisst», schreibt G. weiter. «So sehr wie wir dich nun hier vermissen.»
«Das Fleisch wurde rausgerissen»
41 Menschen wurden bei dem Anschlag schwer, teils schwerst verletzt. Auch Anne wurde vom Todesfahrer erfasst. Ein blutunterlaufenes Auge zeugt noch vom Angriff. «Ich war bewusstlos», erzählt sie der deutschen «Bild». «Ich wurde wach und dachte, ich bin in einem Traum.» Dank freiwilligen Helfern wurde sie wieder mit ihrem Mann zusammengeführt, der schwer am Oberschenkel verletzt wurde. Das Fleisch sei regelrecht «herausgerissen» geworden. Aber er sei froh, dass die zwei überlebt haben. «Es hätte wirklich anders ausgehen können», sagt sie zu «Bild».
Unterdessen wird Taleb A. von der Polizei vernommen. Tatvorwurf: fünffacher Mord und 205-facher versuchter Mord.
Täter ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Noch ist unklar, was genau den Mann aus Saudi-Arabien zu dieser schrecklichen Tat getrieben hat. Laut der «Welt» arbeitet Taleb A. als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Massregelvollzug in Bernburg. Gemäss der «Mitteldeutschen Zeitung» war er seit mehreren Wochen krankgeschrieben. Zuvor hatte er einen verwirrten Eindruck auf Kollegen gemacht. Er fühlte sich angeblich verfolgt.
Noch am Freitagabend postete er demnach auf X mehrere Videos mit wirren Aussagen. Er mache die deutschen Bürger für seine Verfolgung verantwortlich, die er in Deutschland erfahre, wird Taleb A. weiter zitiert.
Im Profiltext des Mannes steht: «Deutschland will Europa islamisieren.» Im Sommer äusserte er sich laut der «Welt» positiv über die AfD. «Die Linken sind Verrückt», schrieb er in fehlerhaftem Deutsch. «Wir brauchen AfD um die Polizei vor sich zu schützen.»
Verurteilt wegen Androhung von Straftaten
Wie der «Spiegel» schreibt, soll Taleb A. den Behörden schon früher aufgefallen sein. Das Amtsgericht in Rostock soll ihn schon am 4. September 2013 zu einer Strafe von 90 Tagessätzen verurteilt haben. Hintergrund soll eine «Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten» gewesen sein.
Auf den Profilen von Taleb A. sind mehrere Einträge zu finden, die als Ankündigungen eines Anschlags interpretiert werden können. «Ich versichere euch, dass zu 100 Prozent bald die Rache kommt. Auch wenn es mich mein Leben kostet», schrieb er etwa.
Doch Taleb A. lebt. Während andere um ihre Liebsten trauern. An ihren toten Sohn André gerichtet, schliesst Désirée G. ihren Abschiedspost mit den Worten: «Du wirst immer in unseren Herzen weiterleben. Das verspreche ich dir.»
* Namen bekannt