Blick rekonstruiert Amokfahrt von Taleb A.
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400 Meter Horror:Blick rekonstruiert Amokfahrt von Taleb A.

Frau (†52) stirbt im Spital
Anschlag von Magdeburg fordert sechstes Todesopfer

Kurz vor Weihnachten ist ein BMW in den Weihnachtsmarkt der Stadt Magdeburg gefahren. Ein Video zeigt die schreckliche Szene. Mindestens sechs Menschen kamen dabei ums Leben. Die Behörden sprechen von einem Anschlag. Blick berichtet im Ticker.
Publiziert: 06.01.2025 um 09:15 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2025 um 09:19 Uhr
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Schreckliche Szenen: Ein Überwachungsvideo zeigt, wie ein dunkler Kombi durch den Weihnachtsmarkt rast.
Foto: X
22.12.2024, 13:33 Uhr

Was wir wissen – und was nicht

  • Ein Auto fuhr am frühen Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg in eine Menschengruppe
  • Die Zahl der Toten stieg zuletzt auf sechs, es gab 200 Verletzte
  • Der Amokfahrer wurde festgenommen
  • Bei dem Täter handelt es sich um Taleb A. (50) aus Saudi-Arabien, der 2006 nach Deutschland gekommen ist
  • Er war der Berliner Justiz bekannt. Nach dpa-Informationen liegt ein Verfahren der Amtsanwaltschaft Berlin wegen des Missbrauchs von Notrufen vor

  • Saudi-Arabien warnte Deutschland vor dem Mann, heisst es aus saudischen Sicherheitskreisen

  • Der Mann wurde in der Nacht auf Sonntag in U-Haft genommen

Was wir nicht wissen:
  • Der Hintergrund des Vorfalls und das genaue Motiv des Täters sind unklar
  • Wie konnte der Täter die Schutzmassnahmen umgehen?
06.01.2025, 09:11 Uhr

Sechstes Todesopfer

Nach dem Anschlag mit einem Auto auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt ist die Zahl der Todesopfer auf sechs gestiegen. Eine 52-jährige Frau sei im Spital ihren Verletzungen erlegen, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg am Montag. Bei dem Anschlag kurz vor Weihnachten war ein 50-Jähriger mit einem Auto auf den Weihnachtsmarkt gefahren und hatte zahlreiche Besucherinnen und Besucher erfasst.

Auch die Zahl der Opfer insgesamt wächst an. Grund: Einige Verletzte wurden erst später erfasst. Hinzu kommt die Zahl derer, die nicht körperlich verletzt sind - aber dennoch Hilfe brauchen. So spricht der Opferbeauftragte von Deutschland von 531 Opfern.

27.12.2024, 16:18 Uhr

Behördenfehler im Fokus: Das wird jetzt untersucht

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) machte im Interview des Nachrichtenportals «t-online» deutlich, dass er eine Aufarbeitung des Handelns der Behörden vor dem Anschlag erwartet. In Magdeburg wird dazu das Sicherheitskonzept und damit auch die Absicherung von Flucht- und Rettungswegen untersucht. Es geht um viele Details:

  • «Der Abstand zwischen Fussgängerampel und Betonblocksperre betrug zu beiden Seiten der Fussgängerampel jeweils rund sechs Meter», teilte das Innenministerium mit. «Es muss nun aufgearbeitet werden, ob das Sicherheitskonzept des Veranstalters des Weihnachtsmarkts so grosse Lücken in den Betonblocksperren an Fussgängerübergängen vorgesehen hat.»
  • Zudem gehe es darum, wieso Flucht- und Rettungswege – entgegen dem Sicherheitskonzept des Veranstalters – nicht mit Stahlketten gesichert gewesen seien. «Solche Stahlketten sollten Betonblocksperren auf grössere Entfernung verbinden. Sie sollten das flexible Öffnen für Durchfahrten von Rettungskräften und Feuerwehr ermöglichen», so das Innenministerium.

  • Neben den Ermittlungen zum Anschlag wird auch nach möglichen Fehlern in der Polizeiarbeit gesucht. Laut dem Innenministerium sah die Einsatzkonzeption neben Präsenzstreifen auch Fahrzeuge mit Eingreifkräften an vier Standorten um den Weihnachtsmarkt vor. Dies, um mobile Sperren errichten zu können. Doch nach dem jetzigen Stand der Aufarbeitung befand sich ein Fahrzeug in einer Parkbucht für Taxen und damit nicht an dem vorgesehenen Standort. «Warum dies so war, ist Gegenstand der weiteren Aufarbeitung», so eine Sprecherin des Innenministeriums.

27.12.2024, 15:42 Uhr

Kanzlerkandidat Merz: «Sind nicht konsequent genug mit Feinden unserer Demokratie»

CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz forderte nach der Todesfahrt in Magdeburg ein härteres Vorgehen gegen Täter mit Migrationshintergrund. «Wir sind im Umgang mit den Feinden unserer Demokratie einfach nicht konsequent genug. Wir dulden zu viele Menschen in Deutschland, die sich nicht integrieren wollen», schreibt der CDU-Chef in seinem E-Mail-Newsletter «MerzMail».

Foto: IMAGO/IPON

Ausweisungen müssten auch möglich sein, wenn keine Straftatbestände festgestellt seien, verlangte Merz. Der Täter von Magdeburg scheine ein besonders aggressiver Islam-Gegner zu sein, schrieb Merz. Es würden auch mit diesem Täter offensichtlich Konflikte auf deutschem Boden ausgetragen, die man nicht dulden könne. Leitsatz müsse sein: «Wir wollen solche (potenziellen) Straftäter nicht in unserem Land haben!»

Merz erinnerte an die Vorgeschichte des Mannes, der wegen Drohungen vorbestraft war. «Warum werden wir solche Leute nicht los, bevor sie grosses Unheil anrichten? Es mag sein, dass die bisherige Rechtslage das nicht hergibt. Aber dann müssen diese gesetzlichen Regelungen eben geändert werden!»

25.12.2024, 08:45 Uhr

Anzeige gegen Polizei und Stadtverwaltung eingereicht

Wäre die Todesfahrt von Magdeburg nie passiert, wenn der Rettungsweg, den Taleb A. genutzt hat, besser geschützt gewesen wäre? In dieser Frage wird nun ermittelt – gegen Stadtverwaltung und Polizei.

Bei der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt, in dem auch Magdeburg liegt, wurde Anzeige gegen beide Behörden eingereicht. Ihnen wird Beihilfe zum Mord in fünf Fällen und Beihilfe zur Körperverletzung in mindestens 200 Fällen vorgeworfen. Erstattet wurde die Anzeige vom Kriminalistischen Institut Jena, einem Verein. Das berichtet «Bild». 

Stadtverwaltung verteidigt Sicherheitskonzept

In der Anzeige wird den Behörden vorgeworfen, keine technischen Absperrungen veranlasst, organisiert oder vorgenommen zu haben. Vereinsvorstand Dieter Siegel argumentiert, dass der Anschlag durch Absperrungen verhindert worden wäre. «Dieses Nichtstun erfüllt die Beihilfe zu einer Straftat durch Unterlassung», so der Kriminalist gegenüber der «Volksstimme».

Ein Polizeiauto, das den Rettungsweg zustellen sollte, fehlte am Abend des Anschlags an der nötigen Stelle, wodurch eine 5 Meter breite Lücke entstand. «Bild» schrieb von der «Todeslücke am Weihnachtsmarkt».

Die Stadtverwaltung hatte das Sicherheitskonzept als «gut» verteidigt. Es sei «nach bestem Wissen und Gewissen» erstellt worden.

24.12.2024, 14:03 Uhr

An Heiligabend fliessen in Magdeburg Tränen

Magdeburg trauert auch an Weihnachten, um die Toten der Amokfahrt.
Foto: keystone-sda.ch

Blumen, Kerzen, Kuscheltiere: Vier Tage nach der Attacke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit fünf Toten und bis zu 235 Verletzten nehmen Trauer und Anteilnahme in der Landeshauptstadt kein Ende. Auch an Heiligabend war der zentrale Gedenkort an der Johanniskirche von Menschen umringt. Das Blumen- und Kerzenmeer wuchs weiter, viele Trauernde hatten Tränen in den Augen.

Auf dem benachbarten Alten Markt, dem zentralen Ort des seit Freitagabend geschlossenen Weihnachtsmarktes, waren einzelne Buden zu Gedenkorten geworden. Auch hier brachten Trauernde ihre Anteilnahme mit Blumen und Kerzen zum Ausdruck. Viele Menschen waren mit Blumensträussen unterwegs, um sie als Zeichen des Beileids niederzulegen. «Ich konnte erst nicht herkommen, weil es mich zu sehr schockiert hat», sagte eine Rentnerin der Deutschen Presse-Agentur. «Aber heute wollte ich hier sein. Es ist ja Weihnachten.»

24.12.2024, 08:07 Uhr

Grossmutter Rita S. (†75) starb bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt

Rita S. überlebte den Anschlag nicht.

Fünf Menschen kamen beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt ums Leben. Eines der fünf Opfer ist Rita S. (†75). Ihre Familie sammelt auf der Spendenplattform «Gofundme» nach ihrem Tod nun Geld, um die Beerdigung bezahlen zu können. «Rita war mit ihren beiden Töchtern und ihren drei Enkelkindern vor Ort, als das unvorstellbare Unglück geschah», schreibt die Familie in dem Spendenaufruf. Die Rede ist zudem von der «geliebten Mama und Oma». Am Dienstagmorgen kamen bereits über 11'000 Euro (mehr als 10'000 Franken) zusammen. 

23.12.2024, 20:26 Uhr

Taleb A. hinterliess Testament – Vermögen sollte ans Rote Kreuz gehen

Der Attentäter von Magdeburg, Taleb A. (50), hat Medienberichten zufolge vor seiner Tat ein Testament verfasst. Wie der «Spiegel» berichtet, habe man dieses in dem Wagen gefunden, mit dem er über den Weihnachtsmarkt gefahren war. Demnach ging Taleb A. davon aus, bei der Tat selbst zu sterben.

In dem Schreiben bekundete er, dass sein gesamtes Vermögen nach seinem Tod ans Deutsche Rote Kreuz übergehen soll. Politische Botschaften habe man darin nicht. gefunden, hiess es weiter.

Ausserdem hatte er das Tatfahrzeug bereits am 11. Dezember angemietet – mehr als eine Woche vor der Tat. Einen Tag später, am 12. Dezember, gab er aus dem Hotel «Maritim» in Magdeburg ein Videointerview für einen islamfeindlichen US-Blog. Die Holzvertäfelung und die Deckenstrahler im Zimmer des Hotels sind im Hintergrund zu erkennen.

23.12.2024, 19:34 Uhr

Zahlreiche Menschen bei AfD-Demo

Drei Tage nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt haben auf dem Domplatz Anhänger der AfD demonstriert. Unter dem Motto «Trauer vereint – Für eine sichere Zukunft» versammelten sich am späten Montagnachmittag zahlreiche Menschen zu der Kundgebung. «Wir fordern echte Aufklärung», sagte die eigens aus Berlin angereiste AfD-Chefin Alice Weidel. Es gehe um «die Lehren aus dieser Wahnsinnstat und aus ähnlichen Taten der Vergangenheit».

AfD-Chefin Alice Weidel.
Foto: keystone-sda.ch

«Wer die Bürger des Landes verachtet – ja tötet – das ihm Asyl gewährt, wer alles verachtet, wofür wir stehen, was wir lieben, der gehört nicht zu uns», sagte Weidel auf der Bühne. «Wir wollen, dass sich endlich etwas ändert in diesem Land und dass wir nie wieder mit einer Mutter trauern müssen, die auf so sinnlose und brutale Weise ihren Sohn verloren hat.»

Mehrere Gegendemonstrationen geplant

AfD-Generalsekretär Jan Wenzel Schmidt, der ebenfalls als Redner auftrat, bezeichnete den Anschlag als «monströses politisches Versagen». Der «Massenmörder» habe seine Absichten öffentlich verkündet, dennoch sei sein Asylantrag genehmigt worden. Schuld an dem Anschlag seien nicht die Polizeibeamten, sondern deren Führung, die «ihnen die Hände fesselt und sie alleine lässt», sagte Schmidt.

Wie viele Teilnehmer auf dem Domplatz waren, war von der Polizei zunächst nicht zu erfahren. Auf Live-Übertragungen waren aber zahlreiche Menschen zu sehen. Es waren immer wieder laute «Abschieben»-Sprechchöre zu hören.

Auch mehrere Gegendemonstrationen waren geplant. Zwei Privatpersonen und ein Verein hatten laut Polizei eine Mahnwache samt Lichterkette unter dem Motto «Wir wollen trauern / Gebt Hass keine Chance!» angemeldet. Zudem war eine Versammlung mit dem Titel «Gib Hass und Hetze keine Chance! Gib Faschismus keine Chance!» angemeldet.

23.12.2024, 16:38 Uhr

Saudi-Arabien hatte Auslieferung beantragt

Für den Attentäter von Magdeburg lag ein Auslieferungsersuchen aus Saudi-Arabien vor. Die Regierung in Riad habe ausserdem «viele Male» vor Taleb A. gewarnt, berichteten saudiarabische Regierungskreise am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Auch in Deutschland waren in ​mehreren Bundesländern Behörden wiederholt mit A. befasst​.

Der Grund für das Auslieferungsersuchen von A. wurde AFP aus Saudi-Arabien nicht genannt. Saudi-Arabien habe zudem die Bundesrepublik gewarnt, der aus dem Wüstenstaat kommende Verdächtige könne «gefährlich» sein, hiess es.

23.12.2024, 09:48 Uhr

«Nicht hinnehmbar»: CDU-Mann muss Partei nach «Entgleisung» verlassen

Wegen Aussagen zum Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hat der Braunschweiger CDU-Politiker Sven-Markus Knurr seine Partei verlassen. Nach dem Anschlag am Freitag hat Knurr auf X Verständnis für das Vorgehen des Täters geäussert. Diese Äusserungen haben Konsequenzen: Der Kreisvorsitzende Maximilian Pohler sowie der Fraktionsvorstand forderten Knurr den Angaben nach am Samstag auf, Partei und Fraktion bis Montagabend zu verlassen. Dem sei Knurr schliesslich am Sonntag nachgekommen. 

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