Enthüllung zum Gaza-Krieg
Angeblich sichere Zone geriet immer wieder unter Beschuss

Die von Israel als «humanitäre Zone» bezeichnete Region in Gaza wurde laut einer Analyse 97 Mal angegriffen. Hunderte Menschen wurden dabei getötet. Die IDF verteidigt sich und beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Publiziert: 15.01.2025 um 22:01 Uhr
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Die von Israels Armee als sicher deklarierten Zonen im Gazastreifen sollen laut einem BBC-Bericht immer wieder beschossen worden sein.
Foto: Anadolu via Getty Images

Auf einen Blick

  • Israels «humanitäre Zone» in Gaza unter Beschuss. BBC deckt Angriffe auf
  • Über eine Million Menschen leben unter prekären Bedingungen in der Zone
  • Seit Mai 97 Angriffe registriert, mehr als 550 Todesopfer gefordert
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Daniel MacherRedaktor News

Israel und die Hamas haben sich auf ein Abkommen geeinigt, das die Einstellung der Kämpfe im Gazastreifen und den Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Gefangene vorsieht. Ein baldiger Friede für die Region ist zumindest denkbar. Ob die Angriffe von beiden Seiten nun ein Ende haben, wird sich zeigen. Zu wünschen wäre es insbesondere der Zivilbevölkerung.

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Denn eine exklusive Analyse der BBC deckte kurz vor dem Deal auf, dass die von Israel als «sicher» deklarierte Zone in Gaza alles andere als sicher war. Im Mai des vergangenen Jahres erweiterte die israelische Armee die Zone um die Städte Chan Junis und Deir al-Balah. Laut BBC Verify wurde das Gebiet seitdem 97 Mal angegriffen – mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung.

Wie die BBC berichtet, leben in der dicht besiedelten Küstenregion über eine Million Menschen unter prekären Bedingungen. Viele hausen in Zelten, ohne ausreichende Infrastruktur und mit begrenztem Zugang zu Hilfsgütern. Die Angriffe haben laut lokalen Medien mehr als 550 Todesopfer gefordert.

Über 300 Fotos und Videos ausgewertet

Für die Auswertung griffen die Analysten auf Material von palästinensischen Accounts zurück. Sie werteten über 300 Fotos und Videos aus, hauptsächlich aus Beiträgen auf Telegram, X und Instagram. Sie verglichen sie dann mit lokalen Medienberichten und Todeszahlen der örtlichen Behörden. Die BBC räumt ein, dass sich auf dem Bildmaterial nicht immer zweifelsfrei zwischen Zivilisten und mutmasslichen Hamas-Kämpfern unterscheiden lässt.

Die israelischen Streitkräfte (IDF) rechtfertigen ihr Vorgehen damit, dass sie Hamas-Kämpfer in der Zone ins Visier nehmen würden. Der Terrororganisation werfen sie vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und Raketen aus dem Gebiet abzufeuern.

«Angst beherrscht unser Leben»

Die Intensität der Angriffe hat seit Mai 2024 zugenommen. Allein in diesem Monat wurden bereits 22 Angriffe registriert. Die IDF haben bisher nur 28 Attacken seit dem 6. Mai offiziell bestätigt.

Augenzeugenberichte zeichnen ein düsteres Bild der Lage vor Ort. Khaled Abdel Rahman, ein Bewohner der Zone, schildert gegenüber der BBC die ständige Bedrohung: «Wir wurden nach Chan Junis vertrieben, weil es als sichere Zone ausgewiesen wurde, aber in Wirklichkeit finden wir hier nichts als Unsicherheit. Uns wurde ein echtes Gefühl der Sicherheit verwehrt, Angst beherrscht unser Leben.»

«Es gibt keine sichere Zone in Gaza»

Die Grenzen der «humanitären Zone» wurden seit ihrer Einführung 20 Mal verändert, was zusätzliche Verwirrung und Unsicherheit unter den Bewohnern stiftete. Die IDF behaupten, dass Evakuierungsanordnungen keine Verkleinerung der Zone bedeuten, aber es bleibt unklar, wie die Bewohner erfahren sollen, wann es sicher ist zurückzukehren.

Internationale Organisationen kritisieren das Konzept der «sicheren Zone» scharf. Juliette Touma von der Uno-Agentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) stellt klar: «Wir haben es so oft gesagt. Es gibt keine sichere Zone in Gaza. Kein Ort ist sicher. Niemand ist sicher. Kein Ort wird verschont.»

Ausländischen Journalisten ist der Zugang zum Gazastreifen nur in Begleitung israelischer Soldaten möglich. Unabhängig recherchieren können fast nur palästinensische Journalisten, die vor Ort leben.

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