Obwohl ihn Israels Auslandsgeheimdienst Mossad seit Jahren jagt, ist er keinesfalls lichtscheu. Gerade in seiner Wahlheimat Katar fühlt er sich offenbar sicher. So sicher, dass Hamas-Anführer Ismail Hanija (61) am Samstag in der katarischen Hauptstadt Doha den iranischen Aussenminister getroffen hat. Zum Treffen zwischen Hanija und Teherans Chefdiplomat Hussein Amirabdollahian (59) kam es am späten Samstagabend, wie Videos der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna zeigten.
Katar war vergangenes Jahr der Austragungsort der Fifa-Fussballweltmeisterschaft. Den Zuschlag für die Austragung der Spiele hatte das arabische Land damals erhalten, weil es sich laut Fifa für eine «integrative und diskriminierungsfreie» WM einsetzte.
Hamas-Schutzmacht Katar
Katar gehört seit etwa 15 Jahren zu den wichtigsten Unterstützern der Hamas. Das reiche Emirat am persisch-arabischen Golf greift der islamistischen Bewegung vor allem politisch unter die Arme und leistet finanzielle Hilfe, etwa beim Wiederaufbau von Infrastruktur nach israelischen Angriffen. Hanija selbst lebt in Katar und der Türkei.
Gleichzeitig spielt Katar auch bei Vermittlungen mit dem Westen eine wichtige Rolle. Erst am Donnerstag empfing Bundeskanzler Olaf Scholz (65) den katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani (43) in Berlin.
Amirabdollahian traf in Doha ein, nachdem er auf einer Reise im Irak, Syrien und dem Libanon Verbündete getroffen hatte, darunter auch den Generalsekretär der Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah (63).
Iran warnt Israel vor Hisbollah
Beim Zwischenstopp am Samstag in Beirut hatte Amirabdollahian Israel dazu aufgefordert, seine Angriffe auf Gaza sofort einzustellen. Der iranische Aussenminister warnte davor, dass sich der Krieg auf andere Teile des Nahen Ostens ausweiten könnte, wenn sich die Hisbollah dem Kampf anschliesst. Dies, so der Gesandte Teherans, würde zu einem «schweren Erdbeben» für Israel führen.
Amirabdollahian sagte zu Reportern, dass die libanesische Militantengruppe Hisbollah alle Kriegsszenarien in Betracht ziehe. Hisbollah habe Szenarien «entworfen» und «vorbereitet», falls Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen nicht einstellt. «Ihr Finger ist am Abzug, um zu schiessen», wird Irans Aussenminister zitiert.
Israel erachtet die Hisbollah neben Hamas als grösste unmittelbare Bedrohung. Berichten zufolge verfügt die Terrormiliz über schätzungsweise 150'000 Raketen, darunter präzisionsgelenkte sowie Kampfdrohnen, die überall in Israel einschlagen können. Hisbollah-Kämpfer stehen derzeit nördlich der libanesisch-israelischen Grenze in erhöhter Alarmbereitschaft.
Teheran droht bei Gazastreifen-Invasion in Konflikt einzugreifen
Teheran, so meldet die Nachrichtenagentur Axios unter Berufung auf zwei diplomatische Quellen, werde «intervenieren», wenn Israel im Gazastreifen einmarschiere. Die Drohung sei Israel über Uno-Kanäle vermittelt worden. (kes)