Was soll mich das interessieren? Diese Frage stellen sich zurzeit viele. Und zwar in Zusammenhang mit dem Kauf von Twitter durch Tech-Multimilliardär Elon Musk, der weltweit für Schlagzeilen sorgt. Musk wolle alleiniger Direktor der Social-Media-Plattform werden, schreibt etwa die New York Times. Er plane zahlreiche Stellen abzubauen, vermeldet der Economist, und er wolle gesperrte Nutzer entsperren, berichtet die ARD Tagesschau.
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Doch wie wichtig ist Twitter? Im Gegensatz zu den USA, wo sich ein grosser Teil der Bevölkerung über Twitter austauscht, besassen in der Schweiz laut der Kommunikationswissenschaft-Professorin Julia Metag nur 16 Prozent der Bevölkerung ein Twitter-Konto. Darunter aber zahlreiche Politiker: Von den Parlamentariern sind 70 Prozent der National- und 50 Prozent der Ständeräte Teil des sozialen Netzwerks.
«Es geht ihnen darum, untereinander zu diskutieren und die Journalisten zu erreichen, denen sie ihre Ideen übermitteln wollen», so Metag. Das heisst: Sie können zu Meinungsführern werden und finden den Weg in die klassischen Medien.
Politikjournalisten nutzen Twitter am meisten
Eine aktuelle Studie des deutschen Leibniz-Instituts für Medienforschung zeigt denn auch, dass Politikjournalisten den Online-Dienst im Vergleich zu anderen sozialen Medien am häufigsten verwenden.
Aus einer Studie von Twitter selbst geht hervor, dass die Nutzer einflussreich sind. Unter ihnen befinden sich viele Entscheidungsträger, vor allem in Deutschland. EU-Präsidentin Ursula von der Leyen, Apple-Boss Tim Cook oder der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sind nur einige Beispiele.
Zwar sind die «durchschnittlichen» Schweizer Bürger in der Regel auf anderen sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder TikTok aktiv. «Facebook ist in der Politik für viele nach wie vor wichtiger, und jüngere Leute nutzen deutlich mehr Instagram und TikTok», sagt Julian Maitra, Mediensoziologe an der Uni Fribourg. Aber spätestens mittels der klassischen Medien informieren auch sie sich über das Weltgeschehen.
Die Bürger erhalten eine Stimme
Maitra verweist zudem auf ein anderes Phänomen: Während der Pandemie habe man eine «ganze Bewegung von Bürger-Statistikern» beobachten können, welche die Kennzahlen des BAG-Twitteraccounts in Grafiken und Kurven zu Ansteckungen, Hospitalisationen oder Todesfällen verwandelt hat. «Generell kann man mit der Antwort-Funktion Politikern oder Prominenten direkt widersprechen.» Falls solche Statements auf viel Zuspruch stossen, könnten auch einfache Bürger im öffentlichen Diskurs Gewicht erhalten.
Musk hat am Donnerstag die rund 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Twitter abgeschlossen. Offizielle Statements blieben seitdem weitgehend aus. Auch die Entlassung von Top-Managern rund um Chef Parag Agrawal wurde zunächst nur über Medienberichte bekannt. Das könnte so weitergehen: Mit dem Kauf nimmt Musk die Online-Plattform von der Börse und muss nicht mehr informieren.