Darum gehts
- Treffen zwischen Selenski und Trump endet in diplomatischem Eklat mit weitreichenden Folgen
- Selenski brachte schockierende Bilder von Kriegsopfern, Trump reagierte verstimmt
- USA stellten kurz darauf ihre militärische Hilfe für die Ukraine ein
Das Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) und US-Präsident Donald Trump (78) im Weissen Haus endete in einem diplomatischen Eklat mit weitreichenden Folgen.
In einem Exklusiv-Interview mit dem «Time»-Magazin äusserte sich Selenski nun erstmals ausführlich zu dem Treffen vom 28. Februar. Der ukrainische Präsident erklärte, er sei mit dem Ziel nach Washington gereist, Trump die ukrainische Position im Friedensprozess darzulegen. «Ich wollte sicherstellen, dass Trump versteht, welche Bedingungen die Ukraine akzeptieren kann und was für uns nach mehr als drei Jahren Krieg mit Russland zu demütigend wäre», sagte er im Interview.
Weltmeister-Gürtel als Geschenk
Ausserdem wollte er Trump verdeutlichen, dass Wladimir Putin (72) kein vertrauenswürdiger Verhandlungspartner sei. Doch das Gespräch nahm eine andere Wendung.
Selenski brachte – wie bei solchen Besuchen üblich – zwei Geschenke ins Weisse Haus mit. Einerseits den Weltmeister-Gürtel von Boxchampion Oleksandr Ussyk (38), andererseits einen Ordner voll mit Bildern von verwundeten ukrainischen Kriegsopfern.
US-Präsident reagiert beleidigt
Als erstes überreichte er Trump den Ordner mit den schockierenden Bildern. «Ich wollte ihm zeigen, wofür ich stehe», erklärte Selenski. «Doch dann, nun ja, ist die ganze Unterhaltung in eine gänzlich andere Richtung gegangen.»
Denn: Trump reagierte sichtlich verstimmt auf die Bilder der gefolterten Soldaten. Was folgte, war eine peinliche Vorführung, bei der Trump und Vizepräsident Vance (40) den ukrainischen Gast vor laufenden Kameras verbal attackierten. Ein Reporter verschärfte die Situation noch, indem er Selenski fragte, warum er keinen Anzug trage.
Russischer Einfluss auf das Weisse Haus?
Der ukrainische Präsident bereut den Eklat dennoch nicht: «In diesem Gespräch habe ich die Würde der Ukraine verteidigt». Er habe gehofft, dass die USA als Verbündeter Mitgefühl zeigen würden. «Aber in diesem Moment gab es dieses Gefühl nicht, sondern eher das Gefühl, dass wir nicht mehr verbündet sind», räumte Selenski ein.
Der ukrainische Präsident äusserte den Verdacht, dass Russland einige Personen im Weissen Haus beeinflusst haben könnte. «Ich denke, Russland hat es geschafft, einige Mitglieder des Weissen Hauses durch Informationen zu beeinflussen», so Selenski. Im Gesprächsverlauf spricht er von Desinformation.
Die Folgen des gescheiterten Treffens waren gravierend: Die USA stellten kurz darauf ihre militärische Hilfe für die Ukraine ein. Der ukrainische Vorstoss in der russischen Region Kursk brach daraufhin zusammen.