Es ist gerade einmal zwei Monate her. Am Pfingstsonntag reisst das Zugseil der Gondel 3 kurz vor der Bergstation der Seilbahn Stresa-Alpino-Mottarone. Die Kabine schnellt zurück, rast talwärts, wird vom Tragseil katapultiert und stürzt in die Tiefe. 14 Menschen sterben. Einziger Überlebender ist ein Fünfjähriger, der beim Unglück seine Familie verliert (Blick berichtete).
Die Trauer ist noch gross. Die Ermittlungen laufen. Selbst die zerstörte Gondel steckt noch zwischen den Bäumen am Hang. Und doch wagt Stresa den Blick in Zukunft. Der Seilbahn-Betrieb vom See zum Hausberg, der seit der Tragödie stillsteht, soll bald wieder aufgenommen werden. Drei Projekt-Ideen liegen bei der Bürgermeisterin von Stresa (I), Marcella Severino (53) und ihrem Amtskollegen von Baveno (I), Alessandro Monti (36), auf dem Tisch.
Grosses Seilbahnprojekt will den Lago Maggiore und den Orta-See verbinden
Das erste Projekt sieht eine modernere Anlage vor. Es würde bei einer Seilbahn von der Basis-Station am Seeufer zum Mottarone hinauf bleiben. Die Investitionskosten würden bei 30 Millionen Euro liegen. Bei der zweiten Lösung würde eine Gondel die Passagiere zur Station von Alpino bringen. Von dort würde eine Bergbahn zum Mottarone führen. Das Projekt kostet 80 Millionen Euro.
Ein Wagnis wäre Projekt drei. Man würde nicht nur die Seilbahn von Stresa zum Mottarone ersetzen, sondern die Linie bis nach Omegna (I) erweitern. Mit dieser grossen Anlage würden der Lago Maggiore und der Orta-See verbunden. Das freilich würde teuer. Über Einzelheiten und Kosten wollen die Bürgermeister auf einer Pressekonferenz am Freitag informieren, schreibt La Stampa.
Zwölf Beschuldigte will die Staatsanwaltschaft auf die Anklagebank ziehen
Wer die neue Anlage leiten wird, wäre noch zu bestimmen. Ob der Direktor der Unglücksseilbahn im Amt bleiben wird, scheint eher unwahrscheinlich. Am Donnerstag beginnt die Beweissicherung in Verbania. In Anwesenheit der Untersuchungsrichterin wird die Staatsanwaltschaft zwölf Beschuldigte benennen, die sie unter anderem wegen schuldhaft verursachter Katastrophe, mehrfacher fahrlässiger Tötung und Körperverletzung anklagen will. Unter den Hauptverdächtigen sind neben den Verantwortlichen der «Ferrovie del Mottarone Srl» auch ranghöhere Angestellte der Südtiroler Firma Leitner, mit der das Seilbahn-Unternehmen einen Wartungsvertrag hat.