«Echte Notfall-Situation»
Drosten warnt vor bis zu 100'000 zusätzlichen Corona-Toten

Die Corona-Situation in Deutschland spitzt sich zu. Top-Virologe Christian Drosten (49) warnt nun vor einer Eskalation mit Tausenden Toten.
Publiziert: 09.11.2021 um 20:58 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2021 um 21:24 Uhr
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Der deutsche Virologe Christian Drosten warnt vor Tausenden zusätzlichen Corona-Toten.
Foto: imago images/IPON

Innert einer Woche haben sich die Corona-Fallzahlen in Deutschland mehr als verdoppelt. Jeden Tag stellt das Land einen neuen Rekord an Neuinfektionen auf. Am Freitag meldete das deutsche Robert-Koch-Institut mehr als 37'000 Neuinfektionen. Auch die Inzidenz ist auf einen Rekordwert gestiegen.

In der neusten Folge des Coronavirus-Updates von NDR warnt nun auch Virologe Christian Drosten (49) vor den Folgen. «Wir sind schlimmer dran als vor einem Jahr. Wir sind in einer Notfallsituation», sagt Drosten. Der Virologe fordert dringend neue Massnahmen. «Es ist höchste Zeit zu handeln.»

Bis zu 100'000 zusätzliche Corona-Tote

Mittel- und langfristig müsse man die Impflücken schliessen. Nur so könne man die Pandemie überwinden. Darauf könne man angesichts der steigenden Fallzahlen aber nicht warten. «Kurzfristig müssen wir Massnahmen diskutieren, die wir eigentlich hofften, hinter uns zu haben», sagt Drosten.

Es brauche nun einen Winter mit «neuen Shutdown-Massnahmen», um die Infektionen zu senken. Drosten bringt damit einen erneuten Teil-Lockdown ins Spiel. Würden keine härteren Massnahmen ergriffen, so warnt der Virologe, könnten in Deutschland bis zu 100'000 weitere Corona-Todesfälle verzeichnet werden.

Massnahmen wie 3G oder 2G seien zwar sinnvoll, sagt Drosten weiter. Allerdings würden sie aufgrund der tiefen Impfquote vermutlich nicht ausreichen, um die Zahl der neuen Infektionen genügend zu senken.

Kritische Schwelle in den Spitälern schneller erreicht

Auch in den Spitälern sei die Situation angespannter als je zuvor. «Die Delta-Variante hat die Karten neu gemischt», sagt der Virologe. Das Virus sei «wieder sehr schnell übertragbar bei Geimpften». Zudem würden Ungeimpfte als «neue schwere Fälle» auf den Intensivstationen auffallen.

«Ich bin ungeimpft und fühle mich wie ein Aussätziger»
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Das Personal sei bereits erschöpft, zudem seien viel zu wenige Fachkräfte vorhanden. «Dadurch erreichen wir die Schwelle, wo es brenzlig wird, schneller», sagt Drosten.

Rund 67 Prozent aller Personen geimpft

Als Vergleichsbeispiel dient in seinen Augen England. Dort sei die Impfquote ähnlich hoch wie in Deutschland. Trotzdem gebe es deutlich mehr Ansteckungen und Tote aufgrund fehlender Massnahmen.

In Deutschland sind derzeit rund 67 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft. In der Schweiz sind hingegen nur etwas mehr als 64 Prozent aller Personen zweifach geimpft. (zis)

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