Auf einen Blick
- Israel und Hamas einigen sich auf Abkommen zur Beendigung des Krieges
- Waffenruhe beginnt am Sonntag um 11.15 Uhr Schweizer Zeit
- 33 israelische Geiseln sollen zunächst freikommen, Israel entlässt dafür 1000 palästinensische Gefangene
Im Ringen um eine Lösung im Nahost-Konflikt ist es zu einem Durchbruch gekommen. Israel und die Hamas haben sich auf ein Abkommen geeinigt, das den Krieg im Gazastreifen beenden und die Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Gefangener ermöglichen soll. Dies teilten die USA und Katar am Mittwochabend mit.
Das Abkommen wurde den Angaben zufolge von beiden Seiten gutgeheissen. 15 Monate nach dem Terror-Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 dürften die Menschen in der Region somit nun erstmals aufatmen. Die Waffenruhe trete am Sonntag um 11.15 Uhr Schweizer Zeit in Kraft, sagte der Regierungschef des Vermittlerlandes Katar, Abdulrahman Al Thani (44).
Zunächst kommen 33 Geiseln frei
Detaillierte Einzelheiten des Abkommens wurden offiziell noch nicht bekannt gegeben. Die Hamas hatte im Oktober 2023 251 israelische Geiseln genommen. 94 davon befinden sich noch im Gazastreifen. Im Austausch dafür wird Israel voraussichtlich etwa 1000 palästinensische Gefangene freilassen. Bereits durchgesickert ist in Medienberichten auch, dass der Waffenstillstand in drei Phasen erfolgen soll.
Die erste Phase soll nach Angaben von US-Präsident Joe Biden (82) sechs Wochen dauern und einen «vollständigen und umfassenden Waffenstillstand» bringen. Wie ein palästinensischer Beamter gegenüber dem britischen TV-Sender BBC erklärte, sollen drei israelische Geiseln sofort freikommen. Während der ersten Phase des Prozesses sollen insgesamt 33 der Geiseln nach Israel überstellt werden, sagte Al Thani. Dabei dürfte es sich um ältere Menschen, Frauen und Kinder handeln. Die israelischen Truppen würden sich derweil aus allen besiedelten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen, sagte Biden. Die Palästinenser könnten in ihre Stadtviertel in allen Gebieten des Gazastreifens zurückkehren.
Detailverhandlungen zu zweiter und dritter Phase
In der zweiten Phase soll gemäss Biden «ein dauerhaftes Ende des Krieges» herbeigeführt werden. Die verbliebenen Geiseln würden im Gegenzug für palästinensische Gefangene freigelassen. Zudem sollen sich die israelischen Truppen dann vollständig aus dem Gazastreifen zurückziehen, wie es heisst.
Die dritte und letzte Phase dreht sich um den Wiederaufbau des Gazastreifens, ein Prozess, der Jahre in Anspruch nehmen dürfte. In diesen Zeitraum fällt auch die Rückführung der Leichen der in Gefangenschaft verstorbenen Geiseln. Wie viele der 94 verbliebenen Geiseln noch am Leben sind, ist unklar. Die Details der zweiten und dritten Phase sind offenbar noch nicht vollständig definiert: Nach Angaben eines palästinensischen Beamten sollen die detaillierten Verhandlungen dazu am 16. Tag der Waffenruhe beginnen.
Das sagt Benjamin Netanyahu
Vor einer Umsetzung des Abkommens müssen das Sicherheitskabinett und die Regierung Israels dem Abkommen noch zustimmen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will erst nach abschliessender Klärung weiterer Details eine Erklärung abgeben, wie sein Büro am Mittwochabend mitteilte. Laut der israelischen Nachrichtenseite «Ynet» handelt es sich dabei um «technische Details» wie der genauen Zusammensetzung der Häftlingsliste. Netanyahu dankte dem scheidenden US-Präsidenten Biden wie auch dessen designiertem Nachfolger Donald Trump (78) für ihre Unterstützung beim Aushandeln des Abkommens.
Seit dem Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023, bei dem neben den Geiselnahmen auch über 1100 Israelis getötet wurden, kamen bei israelischen Militäraktionen im Gazastreifen über 45'000 Menschen ums Leben. Bei den meisten Todesopfern handelt es sich um Zivilisten – auch viele Frauen und Kinder befinden sich darunter.