Droht ein Nuklearkrieg im All?
Kreml baut Atom-Weltraumwaffen – darum sind die USA so alarmiert

Schock-Warnung aus den USA: Russland baut sein Atom-Arsenal im Weltraum aus. Und der Westen kann sich nicht verteidigen. Die wichtigsten Antworten zu einer neuen potenziellen Bedrohungslage.
Publiziert: 15.02.2024 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2024 um 14:54 Uhr
Russland arbeitet an nuklearen Weltraum-Waffen. Die USA sind besorgt. Wie schlimm könnte ein Atomkrieg im Weltall werden?
Foto: IMAGO/Sipa USA
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Ein Atomkrieg im Weltall. Was klingt wie die Handlung eines Science-Fiction-Films, könnte aber schon bald Realität werden. Die USA warnen: Russland entwickelt nukleare Weltraumwaffen, um feindliche Satelliten auszuschalten. Blick erklärt dir die wichtigsten Punkte zum drohenden «Krieg der Satelliten».

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Wovor genau warnen die USA?

Laut Berichten mehrerer US-Medien am Mittwochabend haben die amerikanischen Geheimdienste Informationen über neue nukleare Ambitionen Russlands im Weltall erhalten. Dabei gehe es um neue Erkenntnisse über russische Fähigkeiten, die sich gegen Satelliten im All richten. Die USA haben laut «New York Times» bereits den US-Kongress und Verbündete in Europa über die Pläne Russlands informiert.

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht klar, ob die Rede von einem nuklear angetriebenen Anti-Satelliten-System oder tatsächlichen Atomwaffen ist.

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Welche Waffen entwickelt Russland?

Bei den Waffen, die Russland entwickelt, handelt es sich nicht um Raketen, die Atombomben aus dem Weltall auf die Erde werfen. Es geht um einen möglichen Einsatz gegen Satelliten verfeindeter Staaten. Bereits vergangenes Jahr warnte die US-Denkfabrik CSIS vor Russlands Ambitionen im All. Russland habe Waffen mit Lasern entwickelt, die feindliche Satelliten blenden – und damit behindern – können.

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Russische Störsender kamen bereits gegen westliche Satelliten zum Einsatz. Zudem zerstörte Russland vor zwei Jahren einen Satelliten mit einem Boden-Weltraum-System. Damals griff Russland als Test seinen eigenen Satelliten Kosmos 1408 an, der seit 1982 in Umlauf war. US-Aussenminister Anthony Blinken (61) verurteilte diesen Test als «unverantwortlich». Der Einsatz von nuklearen, im Weltall stationierten Waffen, wäre nochmals eine Eskalation.

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Wieso greift Russland fremde Satelliten an?

Satelliten bringen Licht ins Dunkel von Kriegsgebieten. Das ist Kriegsparteien – wie Russland – natürlich ein Dorn im Auge. Das zeigt der Ukraine-Krieg: Durch kommerzielle Satelliten, wie die von Starlink oder Maxar, konnte die Ukraine beispielsweise die russischen Gräueltaten in Butscha aufzeigen. Oder beweisen, dass das zerstörte Theater in Mariupol tatsächlich Zivilisten beherbergte.

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Dass Russland Boden-Weltall-Systeme entwickelt, um feindliche Satelliten im All abzuschiessen, ist nicht neu.
Foto: Verteidigungsministerium Russland

Ausserdem verhelfen Kommunikations- und Fotosatelliten den Kriegsparteien zu einem strategischen Vorteil. Denn sie können die Bewegungen feindlicher Truppen besser verfolgen. Für Russland sind diese Technologien fatal, denn: Es verfügt selbst nicht über eine solche Technik. Kein Wunder also, dass die Vernichtung der fremden Satelliten für Russland Priorität hat.

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Darf Russland das?

Grundsätzlich sind militärische Operationen im All nicht verboten. Der Versuch, ein nuklear bewaffnetes Anti-Satelliten-System in den Weltraum zu bringen, würde allerdings gegen den Weltraumvertrag von 1967 verstossen, den auch Russland unterzeichnete. Der Vertrag verbietet ausdrücklich «Objekte mit Kernwaffen oder anderen Massenvernichtungswaffen» in die Umlaufbahn zu bringen.

Das Problem: Russland könnte aus dem Vertrag aussteigen. Unter Kremlchef Putin ist das Land bereits aus vielen Rüstungskontrollverträgen des Kalten Krieges ausgestiegen. Erst im vergangenen November trat Russland aus zwei Rüstungsverträgen aus: dem «Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen» (CTBT) und auch dem Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa.

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Kann sich der Westen verteidigen?

Die USA können sich und ihre Satelliten aktuell nicht gegen neue russische Weltraumwaffen wehren. Und schon gar keinen Weltraumkrieg gegen Russland führen. Zwar hat Ex-Präsident Donald Trump (77) während seiner Amtszeit die US Space Force gegründet, um im All offensiver zu sein. Doch bis jetzt besitzt die Militäreinheit nur defensive Waffen.

Das US-Militär kann bereits andere Satelliten derart stören, dass deren Signale nicht mehr zum Boden durchdringen. Laser auf der Erde können Kameras und andere sensible Instrumente an Bord von Satelliten blenden oder sogar beschädigen. Das heisst: Wenn Russland amerikanische Satelliten angreift, können sich die USA zumindest ein wenig verteidigen.

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Müssen wir uns jetzt Sorgen machen?

Die kurze Antwort: Nein – oder zumindest noch nicht. Bedenken über den Einsatz von Atomwaffen im Weltraum reichen 50 Jahre zurück; es war sogar ein Thema in einigen «Star Trek»-Folgen. Die USA experimentierten mit Versionen dieser Technologie, setzten sie aber nie ein. Das zeigt: Die Entwicklung solcher Waffen braucht viel Zeit.

Auch Russland experimentiert schon seit Jahren an diesen nuklearen Weltraumwaffen. Einsatzbereit sind sie aber noch nicht, beschwichtigen die US-Geheimdienste.

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